Marc’s Kommentar zur gamescom 2012

Das verflixte vierte Jahr: Selten zuvor wurde eine Spielemesse so kritisch gesehen wie die gamescom 2012. Keine Neuigkeiten, keine Innovationen und viele Hersteller die mit Abwesenheit glänzen – Ist die gamescom also gescheitert und damit überflüssig?

Eines wurde am Fachbesuchertag deutlich: Dem Status der europäischen Leitmesse, den sich die gamescom in den drei letzten Jahren in Köln erarbeitet hat, wird die Messe dieses Jahr nicht gerecht. Nicht nur das Fehlen von Nintendo und Microsoft als Konsolenhersteller sowie Sega und THQ als Publisher machen sich bemerkbar, auch die anwesenden Publisher bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm.

Die Frage ist aber, ob die Ursache bei der Messe, der Stadt Köln oder doch bei den Ausstellern selber zu suchen ist, denn wie nie zuvor führt die gamescom  2012 die Ideen- und Mutlosigkeit vieler Publisher vor Augen: Innovationen oder wirklich neue Titel? Fehlanzeige! Überraschende Ankündigungen? Leider nein. Neues Material? Nicht in Köln.

Natürlich liegt die aktuelle Konsolengeneration in den letzten Zügen und viele Publisher entwickeln bereits hinter verschlossenen Türen für die Playstation 4 und die Xbox 8, aber wollen nicht gerade diese Publisher auch im Weihnachtgeschäft 2012 Geld verdienen? Die gezeigten Titel sind keineswegs schlecht, teilweise sogar wirklich sehr sehr gut, allerdings wagt kein Publisher außer Bethesda mit Dishonored etwas halbwegs neues. EA schickt neben den unvermeidlichen FIFA 13 und Fussball Manager 13 mit Sim City und Need for Speed: Most Wanted zwei Titel mit sehr überschaubaren Neuerungen ins Rennen. Bei Activision steht alles im Zeichen von CoD: Black Ops 2 und 2k Games geht mit Borderlands 2 ebenfalls auf Nummer sicher. Bethesda präsentiert neben Dishonored mit Doom 3 eine Neuauflage eines zehn Jahre alten Horrorshooters (und hat damit durchaus Chancen auf eine vordere Platzierung in der Wahl zum „Best of gc“).

Capcom kündigt mit Remember me zumindest eine neue IP an, die zudem noch wirklich vielversprechend aussieht. Ansonsten herrscht auch bei den Japanern Ideenarmut: Resident Evil 6, Lost Planet 3 und das Devil May Cry Reboot gab es in dieser Form schon auf der E3 zu sehen. Sony, als Einziger, der drei großen Konsolenhersteller in Köln vertreten, hat die große Chance sich konkurrenzlos zu präsentieren. Die Standgröße ist beachtlich aber Neuigkeiten sucht man auch hier vergebens: Little Big Planet Kart, die PS Vita und das Move-Gefuchtel Wonderbook sind nicht wirklich schlagende Argumente eine PS3 zu verkaufen. Trotzdem bieten die Japaner mit The Last of Us sicherlich ein Highlight der Messe (auch wenn es sich 1:1 um die E3 Version handelt).

Apropos Standgröße: Nie zuvor gab es so viel freie Fläche in den Ausstellungshallen einer gamescom. Nicht nur die fehlenden Aussteller reißen Lücken auch die anwesenden Publisher beschränken sich auf kleinere Stände. Den absoluten Vogel schießt hier allerdings EA ab: Die Standfläche ist im Ganzen geschrumpft, allerdings ganze 8 (in Worten ACHT!) Anspielstationen fürs neue Need for Speed sind ein schlechter Witz (und da trösten auch die 20 iPads mit dem aktuellen NfS nicht).

Also alles schlecht? Nein, es gibt eine Halle in der neben aufwendigen, großen Ständen auch die eine oder andere Innovation auf den Besucher wartet: Die Rede ist von Halle 8, der Free 2 Play Halle.

Die Aussteller heißen hier nicht Activision, Blizzard oder EA sondern Wargaming, Nexxon oder Red 5. Die Spiele nicht Call of Duty, Fifa oder Medal of Honor sondern World of Tanks, Shadow Company und Firefall. Ansonsten kann der geniegte Spieler aber so einiges entdecken. World of Tanks (und bald auch World of Warplanes) dürften jedem als Phänomen bekannt sein: 35 Millionen aktive Spieler in diesem als „Counterstrike in Stahldosen“ bekannten Titel sprechen für sich. Red 5 zeigt mit Firefall, dass es nicht immer modernes Miltär im Shooter sien muss und präsentiert einen MMO-Shooter mit riesigem Areal im SciFi Setting. Und Trion sorgt sogar für etwas Innovation auf der diesjährigen gamescom: End of Nations ist nicht nur das vielversprechenste  Strategiespiel seit Äonen! Bis zu 64 Spieler gleichzeitig auf dem Schlachtfeld gab es vorher ebenfalls noch nicht.

Dass Free 2 Play momentan groß im Kommen ist pfeifen die Spatzen von den Dächern und die großen Publisher satteln ebenfalls momentan darauf um: Egal ob Ubisoft „(beliebige, bekannte Serie hier einfügen) Online“ oder ganz aktuell EA mit C&C Generals 2. Alle wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Momentan muss man sich aber wohl keine allzu großen Sorgen um die Zukunft unserer geliebten Konsole machen: Free 2 Play ist fast ausschließlich ein PC Phänomen und rücken vor allem durch den Rückgang der Aufmerksamkeit auf Konsolen ins Rampenlicht. Wenn 2013 Sony und Microsoft die Nachfolger der aktuellen Konsolengeneration der breiten Öffentlichkeit präsentieren, dürfte die gamescom wieder zu alter Stärke und Bedeutung zurückkehren.

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Wer nochmal wissen will, wie die gamescom 2011 war, kann sich unser legendäres Video vom letzten Jahr anssehen:

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17. August 2012 | Autor: Stargaze