Assassins Creed 2

Dieses Jahr zu Weihnachten schickt euch Ubisoft erneut in den Kampf der Assassinen gegen die Templer. Mit Assassins Creed 2 erscheint der Nachfolger des Weihnachtshits 2007. Ob Ubisoft es geschafft hat die Kritikpunkte des ersten Teiles auszumerzen erfahrt ihr in unserem Review.

Eine kurze Geschichte der Zeit

Auch im zweiten Teil gehört das Erklimmen der Fassaden zu euren Hauptaufgaben

Aus Altair, dem Protagonisten des ersten Teiles, wird in Assassins Creed 2 Ezio, ein italienischer Kaufmannssohn und aus dem Abendland während der Kreuzzüge wird Italien in der Renaissance. Trotzdem knüpft die Geschichte direkt an die Geschehnisse aus Assassins Creed 1 an. Ihr spielt erneut Desmond Miles in naher Zukunft, der über einen Animus genannten Computer die Geschichte seiner Vorfahren erlebt und den Assassinen im Jetzt helfen soll die Weltherrschaft der Templer zu verhindern. Wie den Meisten wohl bekannt sein dürfte endete Teil 1 im Hauptquartier der Templer und Desmond entdeckt zahlreiche Zeichnungen an den Wänden.

Assassins Creed 2 beginnt mit der Flucht aus der Gefangenschaft der Templer in einen Unterschlupf der Assassinen, dort soll Desmond nun die Geschichte von Ezio mit Hilfe des Animus miterleben und dessen Fähigkeiten lernen. Wie schon Altair beginnt auch Ezio seine Laufbahn als Assassine eher klein und so erlebt ihr im gut zwei Stunden dauernden Tutorial neben der Geburt von Ezio dessen wilde Jahre inklusive Romanzen.

Einen Wendepunkt erlebt die Geschichte als alle männlichen Familienmitglieder durch eine Intrige der Templer hingerichtet werden. Von nun an will Ezio die Verschwörung aufdecken und den Tod seiner Familie rächen.

Im ersten Teil sorgte die Story rund um den Animus und Desmond Miles noch für einige Verwirrung und riss den Spieler immer wieder aus dem Erlebnis des 11. Jahrhunderts heraus. Viele Spieler empfanden die Szenen außerhalb des Animus als aufgesetzt und unpassend. Teil 2 macht es hier schon wesentlich besser. Die Story auch außerhalb des Animus nimmt an Fahrt auf und die Handlungen sind deutlicher miteinander verknüpft. So lässt sich im Animus ein großes Rätsel um die Symbole an den Wänden in Teil 1 und deren Urheber lösen.

My Home is my Villa

Ihr trefft nicht nur Leonardo DaVinci, ihr dürft sogar sein Fluggerät testen

Habt ihr in den zwei Stunden des Tutorials die Grundlagen der Spielmechanik und einige der Neuerungen von Assassins Creed 2 kennen gelernt nimmt die Geschichte langsam an Fahrt auf.

Eine der wichtigsten Neuerungen dürfte eure eigene Villa sein. Dieser sichere Rückzugspunkt bietet euch nicht nur  Schutz und zahlreiche Trophäenräume, ihr könnt auch die angrenzende Stadt ausbauen und so für einen steten Finanznachschub sorgen. Dazu müsst ihr aber erst einmal in die Sanierung der maroden Händlergebäude und sonstiger Etablissements investieren.

Je weiter die einzelnen Händler ausgebaut sind desto mehr Geld bekommt ihr in festgelegten Intervallen von ihnen und desto höher ist der Rabatt den sie euch gewähren.
Ebenfalls Wertseigernd sind gekaufte Gemälde die ihr bei Händlern in den Städten kaufen könnt.

Assassins Raider

Die Attentate finden teilweise auch in aller Öffentlichkeit statt, in Sachen Stealth Elementen gibt es für Teil 3 noch viel Luft nach oben

Die zweite wirkliche Neuerung sind die sechs Assassinengräber, die in den Städten mehr oder weniger gut versteckt auf euch warten. In eurer Villa gibt es eine Art Altarraum mit sechs Statuen berühmter Meuchelmörder. Zu jeder der sechs Statuen gilt es das passende Siegel in besagten Gräbern zu finden. Habt ihr alle sechs gefunden öffnet sich ein Tor und ihr habt Zugriff auf Altairs Rüstung – Eine nette Hommage an Teil 1.

Die sechs Gräber zu finden ist nicht schwer, werden die euch doch auf der Karte angezeigt, das jeweilige Siegel zu bekommen ist hingegen eine  echte Herausforderung: Nicht nur, dass die Gräber meist von Templern gut bewacht werden und der Eingang teilweise gut versteckt liegt, habt ihr erst einmal den Eingang gefunden geht es richtig los. Das Siegel wird euch nicht auf dem Silbertablett serviert, ihr müsst abenteuerliche Kletter- und Sprungspassagen meistern um es in die Finger zu bekommen. Diese Passagen würden sogar dem persischen Prinzen alle Ehre machen: Es gilt über Abgründe zu balancieren und dann Hebel auszulösen um genau getimte Sprungpassagen unbeschadet zu überstehen. Oftmals sind Tore oder Hebel nur kurze Zeit aktiv, ein falscher Sprung oder ein knapp verpasster Vorsprung bedeuten den Sturz in die Tiefe und ihr müsst den Abschnitt von Vorne beginnen.

Italienisch für Anfänger

Trefft ihr auf eine zu große Übermacht ist eine Flucht ratsam

Während das Tutorial und das erste Drittel des Spiels in Florenz und Umgebung spielen verschlägt es euch später auch nach Venedig. Erneut haben die Designer bei Ubisoft hervorragende Arbeit geleistet diese Städte zum Leben zu erwecken. Es gibt heruntergekommene Stadtteile mit verrottenden Bauten und Handelsmeilen mit einem Verkaufsstand neben dem anderen. Ausrufer und Marktschreier preisen im Wechsel ihre Waren an und verkünden die neuesten Nachrichten, die Bewohner der Städte gehen ihrem Tagewerk nach und beschweren sich lauthals wenn ihr sie anrempelt. Eine Augenweide sind allerdings die historischen Bauten: Riesige Kathedralen, filigran gebaute Säulengänge und in Venedig die geschwungenen Brücken über die Kanäle. Mehr Mittendringefühl gibt es wahrscheinlich nur auf einer Städtereise.

Als Ezio könnt ihr natürlich wie jeder andere auch die Straßen benutzen, wesentlich spannender und auch schneller geht es aber über die Dächer. Wagemutig springt ihr von Giebel zu Giebel, bekommt den nächsten Sims noch soeben zu packen und zieht euch aufs nächste Dach. Dabei ist die Grafik stets flüssig und bietet wie schon in Teil 1 eine enorme Weitsicht, auch wenn diese nicht ganz an Teil 1 herankommt. Letztere gibt es vor allem von den Aussichtspunkten zu bestaunen. Dies sind meist Kirchtürme oder andere hohe Bauten die ihr erklimmen müsst. Jeder Aufstieg gleicht einem kleinen Rätsel: Wo beginne ich den Aufstieg, wo finde ich den nächsten Sims oder losen Stein um mich festzuhalten und wie komme ich über die große Fensterfront nach oben? Am höchsten Punkt angekommen belohnt Assassins Creed 2 den Spieler aber nicht nur mit dem tollen Ausblick sondern deckt auch die Karte der Umgebung auf.

Wer früher stirbt ist länger Tod.

Gerade die Assassinengräber verlangen euch einige koordination ab, der persische Prinz könnte das nicht besser

Alles das ist zwar schön und spaßig, hauptsächlich geht es in Assassins Creed 2 aber darum, dass Leben der Tempelritter möglichst rasch zu beenden. Hier hat sich Ubisoft einem der Hauptkritikpunkte an Teil 1 angenommen: Anstatt euch durch generische Aufgaben zu spielen um Informationen zu eurem Ziel zu bekommen sind die Missionen jetzt komplett in die Story eingebettet. In Venedig zum Beispiel soll ein reicher Kaufmann, der die Templer in Florenz mit Waffen versorgt das zeitlich segnen, zur Vorbereitung gilt es der ortsansässigen Diebesgilde zu helfen. Nachdem ihr einige gefangene Kameraden der Diebesgilde befreit habt müsst ihr einige Kisten mit Rüstungen der Stadtwache stehlen. Danach schaltet ihr die Bogenschützen auf den Dächern rund um den Palast wo sich besagter Kaufmann versteckt aus. Nachdem nun einige Mitglieder der Diebesgilde in den gestohlenen Rüstungen die Positionen eingenommen haben könnt ihr einen Ausflug in den Palast wagen.

Dazu heuert ihr einige Damen des örtlichen „Begleitservices“ an, die die Wachen am Haupttor ablenken und schleicht euch auf das Palastgelände. Als Assassine ist das erklimmen der Fassade eine leichte Übung. Auf dem Dach angekommen entledigt ihr euch noch schnell zwei Wachen und schlüpft über einen Balkon ins Innere. Dort versteckt ihr euch hinter einer der Säulen und wartet auf euer Opfer, ist dieses in Reichweite genügt eine schnelle Bewegung mit euerer versteckten Klinge und es gibt einen Templer weniger auf der Welt und ihr flüchtet mit einem Beherzten Sprung in den nächsten Kanal.

So zumindest sieht die Planung eines Attentats aus, in der Realität ist es oftmals leichter einfach auf euer Ziel zuzustürmen, es zu töten und dann vor den Verfolgern zu fliehen, sollten diese nach dem Attentat nicht ebenfalls tot umfallen, was oft genug passiert. Hier hat es Ubisoft verpasst einen weiteren Kritikpunkt am Erstling zu verbessern, die Morde laufen immer noch zu plump ab und können den toll durchdachten und abwechslungsreichen Aktionen eines Hitmans immer noch nicht das Wasser reichen.

Ein Satz warmer Ohren

Das die Grafik einen immensen Anteil an der glaubwürdigen Welt des Italiens der Renaissance hat wurde bereits erwähnt, der Sound tut sein übriges zur Illusion: Italienische Flüche der Wachen, die verkündeten Nachrichten der Ausrufer und die Spöttelein der Passanten erzeugen eine glaubwürdige und passende Kulisse, Musikalisch hält sich Assassins Creed 2 aber etwas zu sehr zurück, kaum einmal gibt es Musikstücke zu hören, dabei böten sich doch die werke einige großer italienischer Komponisten geradezu an.

Die Renaissance der Navigation

Der Sprung in einen der venizianischen Kanäle ist oftmals die einfachste Lösung um hartnäckige Verfolger los zu werden

Ein weiterer Wehrmutstropfen ist die nicht immer perfekte Steuerung: Es ist zwar erstaunlich wie leicht sich Ezio über die Dächer Venedigs steuern lässt und wie schnell man intuitiv eine Fassade erklimmt oder mit einem Hechtsprung noch den Giebel des nächsten Hauses erreicht, oftmals lässt einen die halbautomatische Steuerung aber auch im Stich und Ezio landet anstatt auf dem Balkon auf dem harten Boden der Straße zwei Stockwerke tiefer. Macht dies in den Städten noch nicht wirklich viel aus, schließlich ist man wenige Momente später auf dem Dach des nächsten Hauses angekommen, so kann diese Unzulänglichkeit vor allem in den Assassinengräbern frustrierende Züge annehmen. Der Unterschied zwischen an eine Brüstung hängen und auf diese heraufklettern sind teilweise weinige Grad des Kamerawinkels, muss man eines der Rätsel auf Zeit lösen verliert man hier wichtige Sekunden.

Fazit:

Assassins Creed 2 macht vieles besser als Teil 1, Perfektion erreicht es aber bei weitem nicht. Die generischen Missionen vor jedem Attentat gehören zwar zum Glück der Vergangenheit an und wurden durch spannende und einzigartige Aufträge ersetzt. Auch die zusätzlichen Möglichkeiten du Aufgaben mit der eigenen Villa und den Assassinengräbern bereichern das Gameplay ungemein, aber gerade den Attentaten fehlt noch etwas der letzte Feinschliff. Diesen Makel kann auch die fast perfekte Technik nur teilweise überstrahlen. Trotzdem macht es erneut unglaublich viel Spaß auf der Flucht über die Dächer zu sprinten und sich mit einem beherzten Sprung in den nächsten Kanal zu retten. Für den krönenden Abschluss der Trilogie wünsche ich mir neben spannenderen Attentaten eine etwas genauere Steuerung – Dann könnte Assassins Creed in einem ganz großen Finale Enden, so bleibt für den zweiten Teil „nur“ eine klare Kaufempfehlung.

Die Wertung

Assassins Creed 2 ist am 20. November bei Ubisoft erschienen und kostet € 59,95 (UVP)

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13. Dezember 2009 | Autor: Stargaze