Genre: Action-Adventure | Publisher: Microsoft Studios |
Termin: 31. Januar 2017 | Entwickler: Capcom |
Preis: 69,99 € (UVP) | Games Store Link |
Das Jahr 2017 fängt mit einer nahezu schon unglaublichen Premiere an: Mit dem vierten Serienteil von Dead Rising steht zum ersten Mal ganz offiziell, ungeschnitten und mit USK-18-Freigabe der beliebte Zombie-Schnnetzler aus dem Hause Capcom in den deutschen Händlerregalen. Ein Grund zur Freude, wie ich finde.
(Un-)Tödliche Weihnachten
Endlich dürfen wir hier in Deutschland ungehindert über einen Dead-Rising-Titel ein Review schreiben und unsere Meinung kundtun, ohne gegen das Jugendschutzgesetz zu verstossen. Dabei wunderte es mich schon als die USK-Freigabe ab 18 bekannt wurde. Denn obwohl das Szenario von Dead Rising 4 mehr einer Satire gleicht, ist der Gewaltfaktor trotz seiner comichaften Übertreibung nicht zu unterschätzen. Je nach Waffe fliegen die Körperteile nur so durch die Luft. Und Waffen gibt es reichlich. Wie in den Vorgängern kann man aus diversen Bauteilen mit Hilfe von sammelbaren Blaupausen die absurdesten Hieb-, Stich- und Schusswaffen bauen. Aus elektrischen Bauteilen und einem Diamanten kann man sogar ein funktionsfähiges Lichtschwert zusammenkloppen – meine persönliche Waffe der Wahl.
Glücklicherweise spielt Dead Rising 4 in und um das aus Teil 1 bekannte und neueröffnete Willamette Einkaufszentrum zur Weihnachtszeit. Es liegt also genug herum, um jede Waffe nach Bedarf zu bauen, was entsprechend der Jahreszeit im Spiel zu absurd irrwitzigen Waffen und Situationen führt. In welchem Spiel kann man sonst als Weihnachtsmann verkleidet dutzende Untote per Schallplatten-Schleuder-Maschine halbieren, um dann die Situation per Selfie zu verewigen? Die coolen und witzigen Kommentare von Protagonist Frank West passen dann auch noch wie Faust aufs Zombieauge.
Dieser dürften Kenner des ersten Teiles bekannt sein, hat der Foto-Reporter doch den ersten Zombieausbruch dokumentiert und überlebt. Aber Frank hat sich im Vergleich zu früher geändert. Er ist zynischer, abgebrühter aber immer noch ein wenig schusselig. Wer Ash aus Armee der Finsternis oder den Evil-Dead-Filmen kennt und mag, wird Frank West schnell in sein Herz schließen. Zwar fehlt ihm die Kettensägenhand, aber sein unerschütterliche Wille am Ende doch noch zu seinem heiß geliebten Minigolf zu kommen, macht ihn sehr sympathisch und menschlich zugleich. Sollte einem die doch recht ordentliche Handlung oder das Zombiegemetzel nicht an der Stange halten, dann wird es Frank West schlussendlich doch tun. Die Lokalisierung der deutschen Version ist sehr gut gelungen. Leider sind in den Cutscenes stellenweise die Dialoge zu leise oder einfach nur schlecht abgemischt.
Bloß keinen Stress
Der größte Unterschied zu den anderen Dead Rising Titeln dürfte wohl der Wegfall der Zeitlimits sein. Waren diese im ersten Teil noch knüppeleng und für mich ein echter Spaßkiller, waren sie in Teil 3 eigentlich zu einem gesunden Maß erweitert. Der Verzicht auf die Zeitlimits hat aber auch zur Folge, dass es keine dynamischen Tag-Nacht-Wechsel mehr gibt – nun gibt es pro Kapitel eine andere Tageszeit. Nachts werden die Zombies auch nicht mehr stärker, stattdessen tummeln sich im Verlaufe des Spiels schnellere und hartnäckigere Frischinfizierte. Der Schwierigkeitsgrad steigt somit mit Fortschreiten der Story statt mit der vergangenen Zeit.
Der Begriff Schwierigkeitsgrad ist in Dead Rising 4 aber eher fehl am Platze. Eigentlich müsste das „Leichtigkeitsgrad“ heissen. Ohne Zeitlimit hatte ich endlich genug Zeit die Umgebungen zu erkunden, mich aufzulevel, bessere Waffen zu bauen und mich auf Missionen vorzubereiten. Fühlte sich Dead Rising 1 noch wie Arbeit an, so ist Dead Rising 4 ein Spaziergang im Park. In der gesamten Spielzeit bin ich nur zwei mal gestorben … weil ich mich aus Versehen in Brand gesteckt hatte. Das Spiel ist definitiv zu einfach, aber das wirkt sich nicht negativ auf den Spielspaß aus.
Zombies! Überall!
Technisch hat mir Dead Rising 4 sehr gut gefallen. Die Bildrate war durchweg flüssig, obwohl der Bildschirm vor lauter Zombies zu platzen drohte. Hinzu kommt dann noch das toll eingefangene Weihnachts-Setting mit all den schönen kleinen Details. Im direkten Kontrast stehen dann die Untoten und die verlassenen Geschäfte und Häuser. Hier schafft es Dead Rising sogar kleine Geschichten durch die Umgebung und ein beklemmendes Gefühl zu vermitteln. Ein Familienhaus nach Gegenständen zu durchsuchen führt zwangsweise zu Gedanken, die den Verbleib der Bewohner mit ihren Kindern und das Geschehene hinterfragen. Diese Fragen weichen aber wieder rasch, sobald sich Zombies nähern und das Gemetzel wieder anfängt.
Zusammenfassung
- Genialer Protagonist
- Massenhaft Zombies
- Tolles, kontrastiertes Setting
- Viele Sammelobjekte und Baupläne
- Abgefahrene Waffenbasteleien
- Ordentliche und interessante Handlung
- Gute deutsche Lokalisierung
- Schicke Optik
- kein Zeitlimit mehr 🙂
- Viel zu einfach
- Endboss nervig
- (wenige) Bugs
- Stimmen in Cutscenes stellenweise zu leise
- kein Zeitlimit mehr 🙁
Fazit von AssKikaX
Wer die vorherigen Serienteile gespielt und seinen Spaß daran hatte, oder aber ein Fan von der Serie Ash vs The Evil Dead ist, kann bedenkenlos zu Dead Rising 4 greifen. Aber auch wer genug von Zombies hat und diese einfach nicht mehr sehen kann, sollte einen Blick wagen. Das abgedrehte Setting und die witzigen Sprüche von Frank West würzen die ohnehin schon tolle Zombie-Satire ab. Für Entdecker, Experimentierfreudige und Blutdurstige ist genug zu erledigen. Wer aber primär schwierige Herausforderungen sucht, wird wohl wegen des niedrigen Schwierigkeitsgrades an Unterforderung eingehen.
Wer sich nach diesem Text immer noch nicht sicher ist, der kann das Spiel kostenlos für eine Stunde ausprobieren. Sämtlicher Fortschritt (inklusive Erfolge) wird nach dem Kauf einfach übernommen → Kostenlos testen.
Vielen Dank an Microsoft für das Bereitstellen eines Testmusters.