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Der Rückblick von Stargaze

Meine Karriere mit der Xbox 360 begann im Januar 2007, meine „Zockerkarriere“  aber schon viele viel Jahre früher – Weihnachten 1988, um genau zu sein. Da stand er unter dem Weihnachtsbaum: ein gebrauchter C64 samt Monochrommonitor und Datasette (für die jüngeren Leser: Eine Datasette liest Daten von Kassetten und wer das mitgemacht hat kann über die heutige Aufregung aufgrund von langen Ladezeiten nur schmunzeln).Was war das für ein Erlebnis: Erstmals Maniac Mansion, Davids Midnight Pinball oder die Sportspiele von Epyx und ganz klar mein Highlight der 8Bit Ära: Paperboy! Da waren auch die 15 bis 20 Minuten Ladezeiten von den Handelsüblichen Leerkassetten egal.

Dem guten alten Brotkasten bin ich stolze sechs Jahre lang treu geblieben, dann kam 1993 mein erster PC ins Haus: ein 486SX mit wahnsinnigen 25 Megahertz, 2 Megabyte RAM (MB, nicht GB!) und völlig zukunftssicheren 120 MB Festplatte (auch hier wieder MB, nicht GB!). Hier brach gerade die goldene Zeit des PCs an: Battle Isle 2, Monkey Island, die Sierra Adventures, der Bundesliga Manager Professional vor dem ich mit zwei Freunden ganze Sommerferien verbrachte. Dem PC blieb ich lange, lange Zeit treu, Konsolen kannte ich nur durch meinen kleinen Bruder, SNES und PS1 standen da unter dem TV, Secret of Evermore, Super Mario World, Gran Turismo und Metal Gear Solid waren zwar ganz nett, bekamen mich aber nicht wirklich vom PC weg.

Wie gesagt ich blieb dem PC treu, bis meine damalige Freundin (und jetzige Frau) 2003 unbedingt eine Konsole wollte um „einfach ein wenig zu spielen“. Also stellte sich die Frage: PS2 oder Xbox 1? Ein Anspielen im örtlichen Karstadt sollte Klarheit bringen. Und da stand die Xbox mit ihren unförmigen Controllern und es lief Project Gotham Racing 2 – was ein Traum. Ich weiß nicht mehr was auf der PS2 daneben lief, ich glaube es war ein FIFA, aber nach einigen Testrunden und dem Vergleich der technischen Daten (Festplatte!) stand die Entscheidung fest: Die Xbox sollte es sein.

Trotzdem blieb der PC meine Spieleplattform Nummer 1. Bis zum Herbst 2006. Nachdem ich gerade einige hundert Euro in Upgrades investiert hatte ruckelte das Teil zwei Monate später bei Company of Heroes doch tatsächlich schon wieder! Also wurde die Xbox 360 unter die Lupe genommen: Schnell war klar, dass sie momentanen PCs um Längen voraus war, die Spiele sahen grandios aus.

Den endgültigen Ausschlag für die 360 gaben dann zwei Giga TV Sendungen: Dead Rising sah sehr interessant aus (Rasenmäher und Zombies in Kombination sind ein starkes Argument). Als dann aber Gears of War vorgestellt wurde war es definitiv um mich geschehen: Das Teil musste ich haben.

Mittlerweile gab es auch hier im Oberbergischen erste Demostationen zur 360 und auf einer lief tatsächlich PGR 3, der Kaufgrund zur Xbox 1 sah einfach unverschämt gut aus und spielte sich ebenso göttlich wie der Vorgänger.

Anfang Januar 2007 stand ich also in den beiden lokalen Kaufhäusern und verglich die Angebote: Es sollte definitiv eine Premium Version mit 20 GB Platte sein. 2007 machte Karstadt den bisher einmaligen Fehler nicht nur 20% Rabatt auf Spiele sondern auch auf Konsolen zu geben, so kam ich zu meiner 360 inklusive zweitem Controller, NfS: Carbon und dem PGR3 / Perfect Dark Zero Doppelpack für unverschämt günstige 320€ (wer Carbon in meiner Spieleliste vermisst: Das Ding wurde sofort verkauft). Es blieb noch genügend Geld für einen weiteren Vollpreis und einen Low Budget Titel. Glücklicherweise verkaufte der lokale Saturn Gears of War unter der Ladentheke, sogar als CE. Die restlichen 10€ flossen in die Anschaffung von Kameo.

So kam ich also voll bepackt nach Hause und schloss die 360 erstmal an. Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug: Kameo entpuppte sich als grandiose Mischung aus Action Adventure und  Jump and Run welches mich gefesselt hat. Gears ist mittlerweile ein Klassiker und hat bei mir mehr als einmal zu einer herunterklappenden Kinnlade geführt. PGR 3 schließlich hat sich als das entpuppt was ich erwartet hatte: Ein tolles Rennspiel mit atemberaubender Grafik. Selbst Perfect Dark Zero hab ich durchgespielt (und wenn mir heute nochmals jemand sagen würde das ich für 10 Gamerscore einen kompletten, maximal mittelmäßigen Shooter durchspiele würde ich ihn für verrückt erklären).

Überhaupt Gamerscore: Wenn man sich das Konzept anguckt und zu verstehen versucht wird man scheitern bis man es selber erlebt hat. Die Jagd nach den nächsten Punkten um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, die Freude nach harter Arbeit einen schweren Erfolg zu bekommen oder auch die Genugtuung ein Spiel mit den magischen 1000 von 1000 GS abzuschließen: Dieses Metaspiel ist ein ganz ganz großer Wurf von Microsoft.

Bald entdeckte ich auch den Marktplatz der Xbox, Demos laden war zu diesem Zeitpunkt etwas schwer, da ich noch keinen DSL Anschluss hatte, aber die kleinen XBLA Happen waren auch mit kleiner Leitung gut zu meistern. Mein erster Einkauf mit MS Points war Marble Blast Ultra und direkt danach entdeckte ich ein Spiel das mir die Tränen in die Augen trieb: Paperboy! – So schließt sich der Kreis.  Mittlerweile sind die Arcadespiele gewachsen: Aus kleinen Spielehappen für zwischendurch wurden große, eigenständige Spiele. Dafür nimmt ein anderer Bereich die frei gewordene Lücke ein, die Indie Games hab ich für den deutschen Marktplatz herbeigesehnt und als sie da waren war neben der Freude über digitale Kunst a la A fading Melody oder Machiavellis Ascend gab es auch sehr viel Massage-Müll

So viel zur Anfangszeit, bald steht die Xbox 360 vier Jahre bei mir zu Hause und hat mir so manches unvergessliche Spielerlebnis beschert: Halo 3 oder vielmehr das Warten darauf hat dem Begriff Hype eine neue Dimension verliehen. Bioshock 1, der Shooter der sich als so viel mehr entpuppt hat, letzten Winter erst die japanische Hexe Bayonetta die für mich der Star im bisherigen Spiel dieser Generation ist. Mass Effect 1 und 2 wo vor allem der erste Teil mich nächtelang an die Konsole gefesselt hat. Forza 2 und 3, Teil 1 hab ich auf der ersten Xbox geliebt und die beiden Nachfolger machen jeweils immer alles ein Stück besser. PGR 4, für mich die Krönung der anspruchsvollen Arcade Raserei. GRAW 1 und 2 die ich ähnlich liebe wie Manni es tut und den Release von Teil 3 kaum erwarten kann.

Aber es gab auch einige Ärgernisse: Insgesamt zwei Boxen segneten aufgrund eines defekten Laufwerks das zeitliche, eine dritte hatte den ROD. Die IP Sperre die es mir als erwachsenem Familienvater teilweise unmöglich macht an DLC zu so bösen Spielen wie Gears of War oder Crackdown zu kommen, von den verpassten Arcade Highlights wie Duke 3D und bald Quake 3 Arena ganz zu schweigen.

Seit dem 10. November bevölkert auch Kinect meine Wohnung. Fasziniert war ich von der Technik seit der ersten Vorstellung auf der E3 als Natal, herausgekommen ist eine sehr gut funktionierende Bewegungssteuerrung mit Casualspielen die richtig Spaß machen.

Trotz allen tollen Spielen die momentan erscheinen fehlt mir die Anfangszeit ein wenig. Die Zeit, in der es jedes Jahr die 3-4 Spiele gab die sich jeder gekauft hat und die wir zusammen im Multiplayer bis zum geht nicht mehr gespielt haben: Die spannenden Rennen in PGR 3 und später 4, die Freude amerikanische Kinder in Gears of War abzuschlachten oder die spannenden Partien Carcasone und Catan. Alles das geht in der momentanen Spieleflut ein wenig unter, es gibt einfach zu viele gute Spiele die die einzelnen Geschmäcker bedienen so dass der gemeinsame Nenner sehr klein geworden ist.

Auf der anderen Seite tritt die Grafik mittlerweile etwas in den Hintergrund: Ein gutes Spiel ist nicht mehr nur gut weil es grafisch Top ist, es kommen immer mehr kleine Produktionen die den Schwerpunkt nicht auf die Technik sondern aufs Geschichten erzählen legen: Nier zum Beispiel ist ein Spiel das aussieht wie ein Xbox 1 Titel, aber in Sachen Stimmung,  Geschichte und Abwechslung grandioses leistet.

Die Zukunft bleibt spannend: 2011 hält mehrere tolle Spiele bereit, allen voran Child of Eden, den neuen Titel der REZ Macher, welcher Kinect nochmals einen Schub geben könnte und Gears of War 3 welches nicht nur zeigen wird was die „alte Kiste“ Xbox 360 grafisch leisten kann sondern auch die Trilogie zu einem tollen Ende führen wird. Ansonsten lass ich mich überraschen was die Entwickler noch alles für uns bereithalten.

Persönlich glaube ich, dass wir spätestens zu Weihnachten 2012 den Nachfolger (oder besser: Die Nachfolgerin) der Xbox 360 in den Läden finden werden und dann wieder die einigen, wenigen Titel spielen werden die jeder spielt.

5. Dezember 2010 | Autor: Stargaze