Während in den Hallen der gamescom nur ein neuer Rendertrailer zum heiß erwarteten The Witcher 2: Assassins of Kings gezeigt wurde hatten wir die Möglichkeit uns hinter verschlossenen Türen echtes Gameplay anzusehen und einige Infos zum kommenden Rollenspiel aus Polen zu besorgen.
Fangen wir doch direkt mal mit einer schlechten Nachricht an: Noch ist, entgegen vieler anderer Aussagen, eine Xbox 360 Version von The Witcher 2 nicht offiziell bestätigt worden, die Entwicklung findet momentan auch ausschließlich auf und für PC statt, trotzdem lässt CD Project RED durchblicken, dass man nur zu gerne eine Umsetzung für Konsolen machen würde. Es dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein bis diese Version offiziell angekündigt wird, ansonsten gäbe es keinen Grund einer reinen Xbox 360 Seite wie inside-360 das Spiel in aller Ausführlichkeit zu präsentieren.
Kommen wir nun zu den besseren Nachrichten, der Präsentation: Nach einem weiteren Trailer wird eine Mission aus dem Spiel gezeigt und zwar von zwei Entwicklern auf zwei PCs parallel gespielt. Damit möchte CD Project RED keineswegs seine eigene Version von „spielen in 3D“ präsentieren sondern die unglaubliche Entscheidungsfreiheit und deren Konsequenzen für den Spieler demonstrieren.
Die Quest: Geralt soll aus einem Kerker fliehen, insgesamt verspricht CD Project RED, dass man diese Quest auf vier unterschiedliche Weisen lösen kann, zwei der Wege demonstriert man nun parallel: Einmal die „Ninja“ Methode in der Geralt sich durch die Anlage schleicht und versucht möglichst unbemerkt zu entkommen und einmal die „Metzger“ Methode bei der Geralt sich den Weg mit einem gefundenen Schwert freikämpft.
Alle Entscheidungen die der Spieler in dieser einen Mission treffen kann aufzuzählen würde den Artikel mehrfach sprengen, die Entscheidungen haben nicht nur Einfluss auf das Gameplay, auch Dialoge und Zwischensequenzen verändern sich je nach getroffener Entscheidung, hier nur ein kleines Beispiel:
Direkt zu Anfang hat Geralt die Wahl einen anderen Gefangenen zu töten oder mit zu befreien, je nach Wahl läuft nicht nur die Mission anders ab (tötet er ihn kann Geralt normal entkommen, lässt er ihn leben muss er ihn später zum Ausgang tragen, dafür kennt der Begleiter eine Geheimtür die einiges leichter macht) sondern auch der Dialog mit der Mutter des Mithäftlings die Geralt im Verlaufe der Mission trifft. Auch während der Mission gibt es immer wieder alternative Wege und Entscheidungen die das Spiel mehr oder weniger direkt betreffen. Je nachdem ob Geralt sich als „Ninja“ oder „Metzger“ betätigt gibt es völlig andere Dialoge, Gespräche und Begegnungen mit NPCs im Kerker, eine solche Entscheidungsfreiheit gab es bis jetzt noch in keinem Rollenspiel zu sehen.
Nachdem Geralt den Kerker erfolgreich verlassen hat zeigt und CD Project RED noch eine weitere Szene des Spiels: Gezeigt wird einer der Bosskämpfe, Geralt steht auf einem Feld, es ist dunkel, überall brennt es und unzählige NPCs kämpfen gegeneinander, gehen wir näher heran lösen sich diese NPCs in Luft auf, handelt es sich doch um Geister. Trotzdem ist die schiere Anzahl an Soldaten beeindruckend und macht fast Total War Konkurrenz, nur das sie bei The Witcher 2 deutlich besser aussehen und sich geschmeidiger bewegen.
Kurze Zeit später taucht ein aus Trümmern und Rüstungsteilen bestehender Wraith auf dem wir noch relativ schnell den Gar ausmachen. Nach einer kurzen Rendersequent betritt der eigentliche Boss das Schlachtfeld: Ein riesiges Ungetüm aus Trümmerteilen mit einem brennenden Kopf, einfach atemberaubend. Der Boss kann sich nicht nur in einen Tornado verwandeln und mittels der neuen Physikengine sämtliche Gegenstände auf dem Schlachtfeld zerstören, er befehligt auch Bogenschützen die auf Kommando hunderte brennende Pfeile abschießen, die erst den Himmel orange färben und dann an Geralts Position einschlagen. Diese Sequenz sieht einfach nur atemberaubend aus und gehört zu den ganz großen grafischen Highlights der diesjährigen gamescom.
Wie ihr sicherlich gemerkt habt fallen im Zusammenhang mit der Grafik immer wieder die Worte „fantastisch“ und „atemberaubend“ und das nicht zu Unrecht: Was CD Project RED hier in Sachen Grafikengine auf die Beine gestellt hat ist einfach nur der helle Wahnsinn! Jeder erinnert sich sicherlich noch an den Moment als er das erste Mal in Oblivion den Kerker verlässt und ins Freie tritt, potenziert diese Grafikpracht mit zehn und fügt ein „Klong“ der Kinnlade auf der Tischplatte hinzu und ihr könnt euch ungefähr vorstellen was wir gesehen habe.
Der Kerker sieht schon sehr gut aus: Die Fackeln tauchen die Wände in zuckendes Licht, feuchte Stellen glänzen und die Mauern sehen unglaublich plastisch aus, Das alles verblasst aber in dem Moment in dem man den Kerker verlässt und erstmals ins Freie tritt: Die Weitsicht ist unglaublich, in der Ferne sehen wir eine große Stadt mit Turm und Befestigungsanlagen, natürlich alles mit Tiefenunschärfe. Die Sonne strahlt durch die Baumkronen die sich im Wind bewegen, am Fuß des Ausgangs sieht man einen Fluss in dessen Wellengang sich die Umgebung spielgelt und das Licht gebrochen wird.
Auch die erwähnte Nachtszene auf dem Schlachtfeld fällt in die Kategorie „grafischer Overkill“: Wenn hunderte brennende Pfeile durch den Nachthimmel schwirren und rings um den Spieler einschlagen ist das ein Erlebnis das man nicht so schnell vergisst.
Einige Eckpunkte hat CD Project RED während der Präsentation auch noch verraten: In Witcher 2 werdet ihr Zugriff auf 50 verschiedene Skills haben. Es wird 40 große, nichtlineare Quests geben die die Geschichte zusammen mit 2 ½ Stunden Cutscenes erzählen. Der Vorgänger bot gerade einmal knapp 1 Stunde an Sequenzen. Statt drei verschiedener Enden wie in The Witcher 1 wird es in The Witcher 2 insgesamt 16 verschiedene Enden geben.
Ihr könnt auch euren Spielstand aus The Witcher 1 übernehmen und je nach Ende einen anderen Begin in The Witcher 2 erleben. Die Dialoge werden ebenfalls umfangreicher sein als im Vorgänger, lediglich eine Kürzung nimmt man bei The Witcher 2 vor: Statt gefühlter 1000 gibt es nur noch vier Ladeunterbrechungen, das komplette Spiel kommt ohne Unterbrechung aus auch der Wechsel aus Innenbereichen in Außenbereiche geschieht in einem Rutsch.
Fazit:
Was CD Project RED auf der gamescom zeigt haut einen echt aus den Socken. Der Vorgänger konnte schon mit dem erwachsenen Setting, einer spannenden Story und tollem Gameplay Punkten und ist für viele eines der besten Rollenspiele aller Zeiten. Was aber die Polen hier vom zweiten Teil gezeigt haben, toppt den klasse Vorgänger nochmals um Längen: Die beste Grafikengine die es bisher in einem Rollenspiel zu sehen bekam und bei der die Konkurrenz von Jowood und Bioware einpacken können sowie eine unfassbare Entscheidungsfreiheit versprechen Anfang 2011 zumindest für PC Rollenspieler ein absolutes Highlight zu werden, das unangefochtene Highlight der diesjährigen gamescom ist es schon.
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