Genre: | Adventure | Publisher: | Sega |
Termin: | 23. Januar 2013 | Entwickler: | Double Fine |
Preis: | 1200 Microsoft Punkte |
Als der große Marketing-Zug losfuhr, sah ich Ron Gilbert in jedem Web-Video-Format und las ihn auf jeder Games-Seite. Ich verbinde nicht viel mit ihm, Monkey Island 1 habe ich zwar gespielt, aber erst, als es auf der 360 erschien. Deshalb ignorierte ich weitgehend die Berichterstattung zu seinem neuen Spiel und tat es als Hype und langweilig ab. Ein großer Fehler. Als es dann schließlich erschien sah ich bei Game One die erste Stunde und so langsam umfing mich der Zauber. Nach Überlegungen und mehreren sehr guten Empfehlungen schlug ich zu. Und ich wurde nicht enttäuscht: The Cave.
Empfangen wird man von einer tiefen, mysteriösen Stimme. Und schon hier merkt man, woran man ist. Diese Höhle –ja, sie spricht– beginnt mit einem lustigen und sarkastischem Monolog. Dann wird auf die sieben spielbaren Charaktere herunter geschwenkt. Während des Auswählens erzählt die Höhle kurz und pointiert die Motive der Charaktere. Herrlich witzig und schwarzhumorig. Wenn man zu schnell durch die Charaktere blättert bekommt man ein „Wir haben es aber eilig“ reingedrückt.
Das Abenteuer beginnt
Nachdem man nun drei „Helden“ ausgesucht hat stürzt man sich in ein Abenteuer, dass auf dem ersten Blick vermittelt, es handele sich hierbei um ein klassisches Jump-and-Run. Doch je weiter in die tiefen der Höhle herabgestiegen wird, desto mehr merkt man, dass man eigentlich mitten in einem Rätsel-Adventure steckt. Die Mechanik ist im Grunde die eines klassischen Point-and-Click Adventures. Man benutzt Gegenstände, kombiniert diese, muss im Team Schalter bedienen, im Hintergrund Bilder erkennen und die richtigen Knöpfe drücken. Oft muss man, um an ein bestimmten Gegenstand zu kommen, vorher eine Kette an Aktionen durchlaufen (Stein festhalten. Zur anderen Figur wechseln. Hinabsteigen. Etc…).
Gehüpft wird auch, aber auf recht simple Art und Weise. Während die „Helden“ rätseln und durch die Gänge stolpern, kommentiert die Höhle die Spielweise, erzählt Anekdoten, singt und macht die Reise zu einem unvergesslichem Erlebnis. Wirklich ganz großes Kino. Das Voice-Acting ist absolut brillant, qualitativ sehr gut vergleichbar mit dem unvergesslichen Erzähler aus Bastion oder Max‘ ständigem Gelaber in Max Payne 3. Gestört hat mich lediglich die ungenau und Witze zerstörenden deutschen Untertitel.
Beispiel: Die Höhle ruft an einer Stelle „[…] SPOILERS!“ die Untertitel übersetzen dies mit „[…] ich Plappermaul.“. *facepalm*. Oder an einer anderen Stelle: „Hm, at least it‘s koscher.“ wird mit „Man gut, es ist Bio.“ (sinnig.) übersetzt. Schade. Aber naja, gibt es doch einige weitere negative Punkte, die man The Cave vorwerfen kann. Mir viel nur eben dies besonders negativ auf (vor allem nachdem man bereits vier Durchgänge hinter sich gebracht hatte).
Der Tiefpunkt der Reise
Wirklich nervig ist manchmal das „nachziehen“ von Charakteren. Nicht gespielte Charaktere laufen nämlich nicht hinter dem gesteuerten hinterher, sondern bleiben auf ihren Positionen stehen. Generell kann man The Cave die vielen nervigen Laufwege und viel back-tracking negativ auslegen. Auch muss man, um das Spiel mit allen Charakteren durchspielen zu können, mindestens dreimal durch die Höhle toben. Jeder Charakter hat einen eigenen Abschnitt, den nur er oder sie betreten kann. Hat man nicht den richtigen Charakter dabei, bleibt dieser Abschnitt verschlossen, man kann nur erahnen, worum es geht. Zwischen diesen Abschnitten gibt es dann noch Level, die man mit jedem meistern kann und auch muss. Diese wiederholen sich bei jedem Durchgang natürlich und irgendwann wünschte ich mir sehr den Teil mit den Minenwagen einfach überspringen zu können.
Das furiose Finale
Doch bei all diesen negativen Punkten überwiegt die Gestaltung der Höhle, der „Helden“ und der NPCs einfach auf ganzer Linie. Fast kein Rätsel wird wiederverwendet und jeder charakterspezifische Abschnitt ist einzigartig und hat einen eigenen Stil. Der Grafikstil ist verspielt und hat einige wirklich beeindruckende optische Highlights. Auch wird der Spielfluss zu keiner Zeit mit (sichtbaren) Ladezeiten unterbrochen, jeder Abschnitt geht flüssig in den nächsten über. Die Level sind vollgestopft mit tollen Details, Anspielungen und schwarzhumorigen Geschichten. So stirbt durch Verschulden der „Helden“ je nach Level einer oder 20 Millionen Menschen. Die Höhle wirft hierbei viele moralische Fragen auf und am Ende lernt man, ob es nicht manchmal besser ist, auf das Objekt der Begierde zu verzichten, um ein größeres Wohl zu erleben (wenn man die guten Enden der „Helden“ erspielt).
Zusammenfassung
- Gut gemachte Rätsel
- Hervorragendes Voice-Acting
- Viele Details
- Schwarzer Humor und Sarkasmus
- Abwechslungsreiche „Helden“
- Sehr viel Backtracking
- Manchmal nervige Laufwege
- Schlecht übersetzte Untertitel
- Mehrfaches Spielen der selben Level
McLustigs Fazit:
Ich bin rundum begeistert. The Cave lässt sich sehr gut mit den The Walking Dead Adventures vergleichen, zeigen beide Spiele sehr gut, wie Point-and-Click-Adventure heute funktionieren können. Die tollen Kommentare der Höhle und die immense Kreativität der Abschnitte und tollen Sprüche (unbedingt im Museum alle Ansagen zu den Ausstellungsstücken anhören!) haben mich komplett in ihren Bann gezogen. Es ist nicht zu kurz und nicht zu lang, immer wenn ich gerade das Gefühl hatte, der aktuelle Abschnitt zieht sich langsam, war man auch schon weiter und wieder auf ganz andere Weise gefordert. Jeder, der gerne ein wenig entspannt rätselt und sich gut unterhalten fühlen will, sollte wirklich The Cave spielen. Es ist jeden Microsoft Punkt wert. Schlagt zu. Aller spätestens, wenn es mal reduziert ist. Dann aber wirklich.
Und nun entschuldigt mich, ich muss auf der Suche nach dem Objekt meiner Begierde in eine Höhle hinabsteigen…