Need for Speed

Genre: Arcade-Rennspiel Publisher: Electronic Arts
Termin: Bereits erschienen Entwickler: Ghost Games
Preis: 69,99 € (UVP) Games Store Link

Willkommen in einer postapokalyptischen Welt, in der die Sonne niemals scheint und sich die wenigen Überlebenden nicht mehr an Recht und Ordnung halten und einfach nur krank sind. Total geisteskrank! Willkommen bei Need for Speed – Bro!

Das Herz der Finsternis

Nachdem die Need for Speed-Reihe im letzten Jahr ausgesetzt hatte ist sie nun wieder zurück mit einem sogenannten „Reboot“. Ist es denn wirklich ein Reboot? Ich finde nicht. Die Reihe hat sich so oft neu erfinden wollen, dass Need for Speed (2015) für mich ein normaler Serienteil ist. Nachdem die Serie aber auch so viele Richtungen versuchte, fokussieren sich die Entwickler von Ghost Games nun auf die Underground/Most Wanted-Thematik und Strassenrennen-Szene. Ob die Serie aber hier bleiben wird, wird uns die Zeit zeigen.

Jetzt befinden wir uns aber in Ventura Bay – oder besser bekannt als Nicht-Los-Angeles – wo die Sonne niemals aufgeht. Ok, manchmal blickt die Sonne über den Horizont, nur um kurz danach wieder Verstecken mit uns zu spielen. Ich hätte mir gewünscht, dass wenigstens ein einziges Mal die Sonne rauskommt. Allerdings muss ich zugeben, dass das Spiel dank Frostbite-Engine bei Nacht einfach nur super aussieht. Die Beleuchtung, Reflektionen und der Filmfilter hinterlassen einen nahezu foto- bzw. filmrealistischen Eindruck bei mir. Zudem unterstützt das Nacht-Szenario die Tatsache, dass es auf der Straße so gut wie keinen Verkehr oder Fußgänder gibt. Die Stadt wirkt daher leider verlassen, ja fast schon ausgestorben. Mindestens in der freien Fahrt würde ich mehr Straßenverkehr begrüßen, nur um zwischen den actiongeladenen Arcade-Rennen mehr Abwechslung zu haben.

Abgedrehte Story

Eine der größten Neuerungen ist die in Full-Motion-Video erzählte „Story“. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive erzählt, während real gefilmte Schauspieler mit einem reden und durch die unterschiedlichen Aspekte der illegalen Straßenrennen führen. So gibt es den Speed-Freak, die Expertin im Driften oder das Mädel, das gerne an Autos schraubt. Ergänzt wird der Cast u. a. auch durch echte Rennfahrer, wie zum Beispiel Ken Block. Trotz alledem hasse ich alle Charaktere die in meiner Crew sind. Sie gestikulieren übertrieben, saufen nur Energy-Drinks und benutzen Wörter, die das Jugendwort des Jahres übertreffen könnten. Die Dialoge grenzen schon an Poesie.

Nein im Ernst. Die Dialoge sind richtig schlecht. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie krampfhaft erwachsene Männer versucht haben hippe und coole Texte für 14-jährige zu schreiben und dabei einfach nur massiv scheitern. Ich weiss nicht, wie sich jemand von den Dialogen angesprochen fühlen sollte. Ausserdem fühlte ich mich irgendwie seltsam, dass diese echten Personen die ganze Zeit mit mir reden, während mein viruelles Ich stumm bleibt. Bei Shootern gibt es die Mechanik auch, aber es ist halt doch etwas anderes, ob Polygon-Menschen mit einem reden oder echte Menschen. Das wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn wenigstens die Geschichte mehr wäre als ein loser Übergang zum nächsten Renn-Event. Es gibt keine Entwicklungen oder Wendungen.

Das ist aber noch lange nichts gegen das ständige Generve! Permanent werde ich über das Handy angerufen. IMMER! Egal ob ich frei in der Stadt fahre oder mitten im Rennen bin und mich konzentrieren muss. Manchmal dachte ich, es sei ein sozialkritisches Statement über Handysucht und ständige Erreichbarkeit. Und in den Telefonaten wird zwar viel geredet, aber nichts gesagt! Ich glaube es wäre besser gewesen das „Feature“ weg zu lassen, oder den Protagonisten reden zu lassen.

Ich erkenne aber an, dass EA und Ghost Games etwas Neues versucht haben und Film und Spiel miteinander verschmelzen wollten. Immerhin ist der Versuch, eine Story in ein Rennspiel zu packen immer noch mehr, als die meisten anderen Rennspiele bieten.

Das Gummiband

Für diese Art von Arcade-Racern finde ich das Fahrverhalten gelungen. Es macht unheimlich viel Spaß, um langgezogene Kurven zu driften. Zudem kann man zahllose Einstellungen am Auto anpassen und so seinem persönlichen Geschmack anpassen – ob im optischen Tuning oder in der Performance. Super finde ich, dass es in Need for Speed nicht darum geht möglichst alle Autos freizuschalten, sondern sich auf eine Hand voll zu beschränken und dann bis zur Perfektion anzupassen.

Generell fand ich die Rennen aber zu einfach. Bei Zeitrennen war immer mehr als genug Zeit übrig und bei Drift-Events komme ich locker an die Höchstpunktzahl. Die größte Herausforderung ist eher, sich mit Freunden online zu vergleichen und Scores zu knacken. Ein Grund mehr dafür ist, dass die KI meiner Meinung nach sehr schlecht ist und serientypisch den Gummiband-Effekt haben. Das nimmt den Rennen die Spannung komplett raus. Es macht halt keinen Unterschied, ob ich schnell und perfekt fahre oder Unfälle am laufendem Band baue.

Zusammenfassung

  • Super Optik
  • Viele Tuning-Möglichkeiten
  • Nahtloser Übergang von Cutscene zu Spiel
  • Online-Zwang
  • Gummiband-KI
  • Nervige Crew
  • Möchtegern cool
  • Viel zu einfach
  • Nur Nachtrennen

Fazit von AssKikaX

Need for Speed sieht super aus und lässt sich prima steuern. Allerdings wurde ich nicht warm mit dem Spiel. EA verpasst die richtige Ausfahrt und verdirbt mir den Langzeitspaß wegen der nervigen Gummiband-KI und den pseudo-coolen Charakteren. Zum Glück ist das Rennspielangebot auf der Xbox One nicht gerade klein. Wer Forza 6, Horizon 2, Project Cars oder The Crew schon besitzt muss meiner Meinung nach nicht unbedingt sofort in Need for Speed einsteigen.

Vielen Dank an EA für das Bereitstellen eines Testmusters.

22. November 2015 | Autor: AssKikaX