Genre: First-Person-Action | Publisher: Electronic Arts |
Termin: 9. Juni 2016 | Entwickler: DICE |
Preis: 69,99 € (UVP) | Games Store Link |
Schon acht Jahre ist es her, dass sich Mirror’s Edge als einzigartiges First-Person-Parkour-Action-Game und mit seinen cleanen, futuristischen Syle einen Namen machte. Jetzt haben wir endlich ein Sequel – naja, doch eher ein (Soft-)Reboot – mit Mirror’s Edge Catalyst.
Wie früher
Das originale Mirror’s Edge hatte damals einen gewissen Kult-Status, verkaufte sich aber leider nicht sehr gut. Es war ein mutiges Experiment und auch ein Risiko für den damals in der Kritik stehenden Publisher EA und dem namhaften Battlefield Entwickler DICE. Das Spiel hatte ein vielversprechendes und originelles Gameplay, aber irgendwie kam während des Spielens damals schon das Gefühl auf, dass nicht das gesamte Potenzial ausgenutzt wurde. Deshalb führte die Ankündigung von Catalyst bei mir und vielen Anderen zu großer Freude.
Wie im Original finden wir uns in den Schuhen von Faith wieder, welche zu Spielbeginn aus einem Gefängnis entlassen wird und sich umgehend wieder mit ihren alten Runner-Freunden umgibt. Nur um wieder Gesetze zu brechen und in der Stadt Glass von über Häuserdächer zu springen – aber nicht nur zum bloßen Zeitvertreib. Die Stadt wird von einem Konglomerat aus wohlhabenden Familien und Unternehmen regiert, welche die Bevölkerung zwingt sich ein Implantat einsetzen zu lassen und sich somit dem Internet 2.0 namens Grid anzuschließen. Das Implantat sorgt zudem dafür, dass jeder einen Job zugewiesen wird und einen Dienst zum Wohle der Gesellschaft zu leisten hat. Gruppen von Runnern verweigern sich der Implantate und dem System. Sie liefern auf altmodische Art Gegenstände und Botschaften an Verbündete – also ohne Drohnen, E-Mail oder anderen Systemen die der Big Brother kontrolliert.
Luft nach oben
Wir springen also von Dach zu Dach, laufen unter Dingen, über Dingen, an Dingen und um Dinge herum. Um genau zu sein, laufen generell die ganze Zeit. Es geht darum in der offenen Spielwelt den schnellsten Weg zum Ziel zu finden und das Moment aufrecht zu erhalten. Das Bewegungs-System dafür ist exzellent. Es gibt eigentlich nur einen Button für Bewegungen nach oben, beziehungsweise zum klettern, und einen Button für Bewegungen nach unten und zum Rutschen. Aber je nachdem wie Lange man die Taste drückt und das Timing oder die Laufrichtung sind, kann man unterschiedliche Moves ausführen. Es ist ein einfaches und effektives System, welches leicht zu lernen aber schwer zu meistern ist. Um einen perfekten Run hinzulegen, muss man neben guten Timing auch ein wenig Fingerakrobatik machen. Im laufe des Spiels fällt es einem immer leichter die schwierigen Moves zu beherrschen und schon bald beginnt man sich wie ein Parkour-Meister zu fühlen.
Nach und nach schalten sich zudem weitere Fähigkeiten frei. Leider wirkt das auf mich sehr aufgesetzt, da gefühlt die Hälfte aller Skills bereits zu Beginn freigeschaltet sind aber einfachste Moves, wie z.B. das Abrollen, freigeschaltet werden müssen. Von einer Runner-Legende wie Faith hätte ich eigentlich erwartet, dass sie solche Moves nicht vergisst oder verlernt hat.
Einen starken Kritikpunkt des Vorgängers konnte DICE leider nur teilweise verbessern: Im Original-Titel war der optionale Gebrauch von Schußwaffen sehr unbeliebt. Deshalb sind sämtliche Waffen in Catalyst nun biometrisch gesichert und können von Faith nicht benutzt werden. Also müssen wir uns mit Hand und Fuß den Gegnern erwehren. Leider ist das Kampfsystem etwas fummelig, was wohl der First-Person-Perspektive zu verdanken ist. Am einfachsten ist es, Gegner per Tritt in einen Abgrund zu kicken oder über eine Brüstung zu schubsen. Dieses Vorgehen wiederspricht aber dann aber Faiths Gesinnung, die sich in Cutscenes mehrmals dafür ausspricht keine Menschen umzubringen, da sie ja keine Mörderin sein – ja genau :D.
Am besten funktionierte das Kampfsystem, wenn man im Lauf einen Gegner schnell ausschaltet und das Moment aufrecht erhält und weiterläuft. Leider finden viele Kämpfe in verhältnismäßig kleinen Räumen statt, so dass man nicht genug Schwung holen kann und so zum eher suboptimalen Nahkampf gezwungen wird.
Das offene Glass
Toll finde ich den Schritt hin zu Open World. Die Stadt Glass kann in nach und nach freischaltbaren Vierteln frei erkundet werden und lädt zum Erkunden und Experimentieren ein. Zudem ist das Rennen in der offenen Stadt eine ideale Trainingsmöglichkeit und bietet viele Sammelobjekte und Nebenaufgaben. Es ist sogar möglich gegen andere Spieler kleine Wettrennen gegen die Zeit zu erstellen, zu teilen und zu laufen. Leider beschränkt sich die Umgebung nur auf die Häuserdächer und einige Innenräume. Auf die Straße kommt man nie und in Kontakt mit normalen Bürgern der Stadt auch nicht. Zwar wurde versucht die Stadt lebendig zu machen, aber leider befinden sich die Bürger weit unten auf den Straßen oder hinter Glaswänden und reagieren nicht einmal auf uns. Vielleicht steckt dahinter ja auch eine tiefere Bedeutung? So oder so bleibt Glass leider nur eine hübsche und stylische, aber auch sehr steril wirkende Kulisse.
Das Leveldesign ist durchweg überragend. Durch die klaren Formen und Farben konnte ich schnell erfassen wie ich wo laufen muss, um irgendwo hinzukommen. Und falls ich dann doch mal auf dem Schlauch stand konnte ich einfach die Runners-Vision einschalten, die mir den Weg weist – wenn auch nicht immer optimal. Es kam auch vor, dass ich den einen oder anderen Sprung gemacht habe in der Annahme da sei noch etwas. Doch leider stürzte die liebe Faith in ihren Tod. Was ja nicht so schlimm wäre, wären die Ladezeiten bis zum Weiterspielen nicht so ewig lange. Egal ob im Freerun oder in den Missionen: Die Wartezeit hat stets den sonst so tollen Fluss unterbrochen.
Zusammenfassung
- Einzigartiges Gameplay
- Tolle Optik und Sound
- Tolle Zwischensequenzen
- Offene Stadt
- Intuitive Steuerung
- Lange Ladezeiten nach Toden
- Schwache Kampfmechanik
- Stadt ist nur eine sterile Kulisse
- Aufgesetztes Skill-System
Fazit von AssKikaX
Mit Mirror’s Edge Catalsyst sind DICE und EA einen Schritt in die richtige Richtung gegangen, das volle Potenzial ist aber noch lange nicht erreicht. Es gibt im Vergleich zum Original viele Verbesserungen, die allerdings nicht alle optimal zum Rest des Spiels bzw. zum Flow passen. Die Story und das freie Rennen in der offenen Stadt machen extrem viel Spaß, welcher aber durch die mäßige Kampfmechanik wieder kaputt gemacht wird. Fans des Originals und Freunde von etwas anderen Spielen sollten definitiv einen Blick riskieren.
Vielen Dank an EA für das Bereitstellen eines Testmusters.