Inside Review: Race PRO

Simbin bläst zum Angriff auf Turn10 und Forza Motorsport 2: Nachdem die Umsetzung von GTR auf die Xbox 360 von THQ eingestellt wurde tritt man nun mit Race PRO, welches über Atari vertrieben wird, an um die Krone der Rennsimulationen zu erobern. Reicht es für die Pole Position oder erleidet RacePRO einen kapitalen Wertungsschaden? Inside-360 verrät es euch in diesem Review.

Die Startaufstellung

Simbin hat mit GTR 1 und 2 sowie GT Legends auf dem PC Standards in Sachen realistischer Rennumsetzung und herausragendem Fahrmodell geschaffen und auch wenn das Fahrmodell in Race PRO etwas vereinfacht wurde um überhaupt mit dem Gamepad spielbar zu sein ist Race PRO in diesem Bereich auch auf der Xbox 360 Referenzklasse.
Auch die sonstige Ausstattung kann sich sehen lassen: An Fahrzeugen sind von Minis über die aktuellen WTCC Tourenwagen und die GT Klassen bis hin zu Formelwagen der Formel BMW und Formel 3000 sind insgesamt über 50 verschieden Autos enthalten. Die auf dem Cover angepriesenen 350 Fahrzeugmodelle erreicht man freilich nur wenn man die verschiedenen Lackierungen als einzelne Modelle zählt. Race PRO enthält insgesamt 13 komplett lizensierte Rennstrecken, von „alten Bekannten“ wie Brants Hatch und Monza bis zu Exoten wie die Stadtstrecken von Poro und Macau. Bereits angekündigt sind die Nordschleife sowie Spa Francochamps, die beide als DLC erscheinen werden.

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Zusammen ist man weniger alleine

Race PRO bietet sowohl Solo- als auch Multiplayer Modi. Der Solomodus bietet zum einen die Karriere, in der ihr Verträge für jeweils drei Rennen bei einem Team unterschreibt, ihr fangt bei den Minis an und arbeitet euch durch die Rennklassen nach oben, so lernt ihr zumindest die Strecken und verschiedenen Wagen kennen. Entscheidet ihr euch für ein Team habt ihr die Wahl: Wollt ihr euch für viel Geld in den Vertrag einkaufen oder absolviert ihr zuerst eine Testfahrt und bekommt bei erfolgreichem Verlauf den Vertrag für 1/3 des Preises. Die Karriere wird sehr bieder präsentiert, unterscheidet sich hier aber kaum vom Konkurrenten Forza 1. Der andere Modus sind die sogenannten Meisterschaften: In insgesamt 19(teils original von der FIA lizensierten) Meisterschaften kämpft ihr um Punkte und den Gesamtsieg. Natürlich könnt ihr auch einfach auf einer Strecke inige Trainingsrunden drehen, ein Einzelrennen ganz nach eurem Geschmack zusammenstellen oder gegen Ghosts antreten um euch Stück für Stück an die Ideallinie und die schnellste Runde heranzuarbeiten.

Im Multiplayer könnt ihr entweder über Xbox Live mit bis zu 12 Spielern antreten, wahlweise in einem normalen Rennen oder in einem Ranglistenspiel, jeweils mit einer schnellen Runde als Quali vor dem Rennen. Ihr könnt neben der Strecke, der Klasse, der Rennlänge und optionalen KI Fahrern auch das Wetter einstellen, einem Rennen nach dem eigenen Geschmack steht also nichts im Wege. Die andere Alternative ist das Hot Seat Rennen an einer Konsole. Leider gibt es keinen Splitscreenmodus, so dass ihr euch beim Spielen abwechseln müsst. Dafür dürft ihr wählen ob ihr gegeneinander in zwei Wagen antretet oder gemeinsam mit einem Wagen. Bei ersterer Option übernimmt die KI euren Wagen wenn ihr nicht an der Reihe seid.

Technischer Totalschaden

Technisch ist Race PRO von der Spitze ungefähr soweit entfernt wie Ralf Schumacher vom F1 WM Titel – Meilenweit. Das eine realistische Rennsimulationen mit realistischen Rennstrecken nicht an jeder Kurve irgendein „Eye Candy“ präsentiert sollte klar sein, Race PRO sieht allerdings aus wie ein Xbox 1 Titel. Die Objekte am Streckenrand sind polygonarm und grob modelliert, die Texturen sind verwaschen, es gibt trotz weniger Details ständige Popups von Bäumen am Streckenrand  und die Menüs im Spiel einfach nur hässlich, die recht gelungen Wagenmodelle (die aber an Referenztitel wie Forza 2 oder GRID nicht heranreichen) helfen da auch nicht wirklich weiter.

Dafür kann der Motorensound überzeugen: Von den echten Vorbildern aufgezeichnet und gut abgemischt klingen die Motoren nicht nur klar unterschiedlich, sondern auch sehr voll und basslastig. Leider kann die restliche Soundkulisse mit den hervorragenden Motorensounds nicht mithalten: Musikalische Untermalung glänzt sowohl im Spiel als auch im Menü durch Abwesenheit und die Crashs klingen seltsam hohl und flach, ungefähr so als wenn man eine leere Getränkedose vor die Wand wirft.

Sehr gut gelungen ist Kollisionsabfrage: Race PRO simuliert die Abmessungen und die Position der Wagen sehr genau, dadurch können enge Manöver gefahren werden und auch das „anklopfen“ beim Vordermann funktioniert ohne das man ihn abschießt. Hier erreicht Race PRO eine Genauigkeit die man noch bei keiner Rennsimulation auf der Xbox 360 gesehen hat. Ebenfalls sehr einfallslos ist der Boxenfunk: Mehr als ein Gewonnen, gut gemacht! Gibt es nicht. Das wirklich große Problem von Race PRO sind allerdings die zahlreichen, teils sehr schweren Bugs, dazu aber mehr weiter unten in der Wertung.

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Fahrspaß

Das Fahrmodell von Race PRO ist über jeden Zweifel erhaben: Die simulierten Wagen verhalten sich alle unterschiedlich, aber immer logisch und nachvollziehbar. Sowohl im trockenen als auch im nassen kann man mit etwas Übung das Verhalten des Wagens in jeder Situation voraussagen, dies ist auch nötig um durch das sehr umfangreiche Setup eine ideale Einstellung für das Fahrzeug auf der jeweiligen Stelle hinzubekommen. Das Setup bietet alle erdenklichen Einstellungen und schlägt im Umfang selbst Forza 2: Selbst die Lufteinlässe der Formelwagen lassen sich verstellen. Noch nie war aber  ein individuelles Setup auch so wichtig: Fährt man mit dem ausgewogenen Standardsetup gegen jemanden mit einem eigenen Setup sieht man kein Land.

Absolut unverständlich ist die Tatsache, dass Simbin das sehr gute Schadensmodell der PC Titel nicht übernommen hat. Sowohl grafisch als auch von den Auswirkungen her ist das Schadensmodell von Race PRO einfach nur schlecht: Auswirkungen eines Schadens in Form einer verzogenen Lenkung oder eines Leistungsverlustes merkt man erst nach einem heftigen Einschlag, grafisch gibt es nur grob verbeulte Spoiler und Motorhauben zu sehen. Selbst wenn sowohl Front- als auch Hecks völlig verbeult und verzogen sind heißt das noch nicht, dass es Auswirkungen auf die Aerodynamik und die Leistung des Wagens gibt. Auf technische Defekte hat man bei Simbin gleich ganz verzichtet. Stellt man den Schaden auf „realistisch“ treten die Schäden zwar schneller auf, an der Art und der Präsentation der Schäden ändert sich allerdings leider nichts.

Ebenfalls sehr unzureichend wurden die Flaggenregeln umgesetzt: Es gibt zwar gelbe Flaggen nach Unfällen und Durchfahrtsstrafen wenn man zu stark abkürzt, Auswirkungen haben diese aber nicht: Auch unter gelber Flagge dürft ihr ungestraft überholen und eine ignorierte Durchfahrtsstrafe hat keine Konsequenz, erst wenn ihr während des Rennens ein zweites Mal wegen Abkürzens verwarnt werdet hat dies die Disqualifikation zur Folge. Auf Blaue Flaggen beim Überrunden oder einen Rennabbruch mittels Roter Flagge wird ebenso komplett verzichtet wie auf eine Zielflagge. Wesentlich ärgerlicher sind aber die Verwarnungen für das Abkürzen der Strecke: Diese sind teilweise absolut nicht nachzuvollziehen: Man kann ungestraft geradeaus durch eine Schikane fahren, nur um im nächsten 180 Grad Turn dafür verwarnt zu werden wenn zwei Reifen innen über die Curbes kommen.

Auch das geschnittene“ Fahren der Schikane in Oschersleben führt regelmäßig zu Verwarnungen, obwohl die eigentliche Ideallinie genau dies vorgibt. Extrem ärgerlich: Nach zwei Verwarnungen wird man disqualifiziert, dies teilt einem aber niemand mit, nach dem Rennen gratuliert sogar die Box noch zum Sieg- Nur um dann auf der Übersicht zu zeigen das man disqualifiziert und letzter wurde. Durchfahrtsstrafen gibt es zwar Online in Ranglistenspielen und auch Offline in Einzelrennen, diese ändern aber nichts an der Disqualifikation nach der zweiten Verwarnung und können ohne Strafe ignoriert werden.

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Die KI oder: Juan Pablo Schumacher:

Ein zweischneidiges Schwer ist auch die KI von Race PRO: Wirklich intelligente Manöver wie das Ausbremsen vor einer Schikane und klasse Überholmanöver wechseln sich mit Harakiri Manövern am laufenden Band ab: Gerade noch bremst mich die KI noch mit einem klasse Manöver vor einer Kurve aus und zieht vorbei – Nur um mir vor der nächsten Kurve völlig unmotiviert mit viel zu hoher Geschwindigkeit einfach ins Heck zu fahren. Dis passiert übrigens auf jeder der fünf Schwierigkeitsstufen die man für die KI einstellen kann. Dafür klebt die KI weder an der Ideallinie noch gibt es den berüchtigten „Gumibandeffekt“: Die KI fährt „ihr“ Rennen, inklusive Überholmanöver gegen andere KI Fahrer. Bei Schäden fährt die KI selbstständig an die Box, bei Boxenstopps zum Nachtanken hingegen kommen alle KI Fahrer immer alle in der selben Runde in die Box. Alles in allem ist die KI aber etwas zu leicht: Nur auf der höchsten der fünf Einstellungen stellt sie ansatzweise einen Gegner dar.

Warum?

Warum? Das fragt man sich in Race PRO im Minutentakt:

  • Warum gibt es in einem Spiel mit lizensierten Meisterschaften nur eine schnelle Runde anstatt eines richtigen Qualifings?
  • Warum kann ich in einer Rennsimulation die Tankmenge nicht selber bestimmen?
  • Warum gibt der Boxenfunk  mir während des Rennens keine Informationen?
  • Warum kann ich keine Informationen über Schäden am Wagen, den Zustand der Reifen oder auch nur die verbleibende Spritmenge aufrufen?
  • Warum gibt es nach einem Sieg nur ein Standbildchen eines Pokals und vor dem Rennen nicht einmal einen Zoom durch die Startaufstellung?
  • Warum strotzt Race PRO gerade so vor Bugs?

Das Spiel wirkt, nicht nur wegen der Bugs, unfertig und undurchdacht. Es gibt so viele Kleinigkeiten die einfach fehlen oder schlecht gelöst sind: Als Beispiel das Nachtanken und die Wagenschäden: Eine Übersicht, was kaputt ist gibt es nicht, genauso wenig wie eine Anzeige der Tankmenge. Ist der Wagen beschädigt, erscheint einfach ein großes Symbol auf dem Bildschirm, ist der Tank fast leer erscheint ebenfalls einfach ein großes Symbol – Das ist weder realistisch noch fördert dies die Rennatmosphäre.

Fazit:

Warum? Wieso? Und vor allem wie? Wie kann man ein Rennspiel nur derart vor die Wand setzten? Simbin hat mehrfach auf dem PC bewiesen, dass sie herausragende Simulationen machen können und die Grundlage, das Fahrmodell, ist auch auf der Xbox 360 vorhanden. Aber wie kann man eine Rennsimulation durch Designschnitzer und Bugs so derart versauen? Von der Technik auf Xbox 1 Nivo will ich gar nicht erst reden, die ist in einer Simulation eh nebensächlich. Das alles wäre nicht der Rede wert und Race PRO schnell als Müll abgehakt wenn, ja wenn das Spiel sadistischer Weise nicht immer wieder sein wahres Potential durchblicken lassen würde: Dann nämlich wenn man, vor allem online, enge Rennen mit ständigen Positionswechseln fährt und das exzellente Fahrmodell genießen kann.

Die Wertung

[xrrgroup][xrr rating=5/12 label=“Grafik:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=9/12 label=“Sound:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=7/12 label=“Motivation:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=8/12 label=“Umfang:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=5/12 label=“Spielspaß:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „][/xrrgroup]

Das erste Mal

Bisher konnten wir bei inside-360 die Spiele im „Ist Zustand“ bewerten. Auf Bugs, soweit vorhanden, wurde zwar hingewiesen – Dies hatten aber keinen Einfluss auf die Bewertung. Anders sieht die Sache allerdings bei Race PRO aus: Die Bugs sind so schwerwiegend und trüben das Spielgeschehen dermaßen, dass wir uns entschieden haben eine neue Kategorie in die Reviews einzubauen, wir prsentieren:

Die inside-360 Bug Jäger:

Race PRO leidet sowohl on- wie auch offline an schweren Bugs, während des testens sind uns folgende schwerwiegenden Fehler aufgefallen:

  • Im Onlinerennen fängt das Spiel unspielbar stark an zu ruckeln wenn ein weiterer Teilnehmer beitritt (Bughäufigkeit: 100%)
  • Das Spiel friert die 360 des Host teilweise ein, die anderen Teilnehmer landen im Hauptmenü, dem Host hilft nur ein Neustart der Box (Bughäufigkeit: 6/ 23 Onlinerennen – 25%)
  • Vor allem in Macau gibt es einige Streckenabschnitte mit fehlerhafter Kollisionsabfrage, man bleibt an unsichtbaren Hindernissen hängen ( Bughäufigkeit:  100%)
  • Die Durchfahrtsstrafen für das Abkürzen der Strecke haben keinerlei Konsequenz, wenn man sie nicht absolviert gibt es in der Endabrechnung keinerlei Strafen (Bughäufigkeit: 100%)
  • Im Singleplayer wird die Disqualifikation nach der zweiten Verwarnung nicht verkündet, man sieht dies erst nach dem Rennende, die Box gratuliert trotzdem zum Sieg (Bughäufigkeit: 100%)
  • Teilweise unfreiwillig komische physikalische Berechnungen (wenn ein Mini mit Tempo 30 in die Bande gedrückt wird und sich mehrmals überschlägt) (Bughäufigkeit: 5%)

Dies alles führt dazu, dass wir die Spielspaßwertung von Race PRO um 3 Punkte abwerten. Sollten die Bugs durch Patches beseitigt werden, werden wir uns Race PRO nochmals für einen Nachtest vornehmen.

22. Februar 2009 | Autor: Stargaze