Dirt 2

Codemasters schickt den Spieler mit Dirt 2 erneut auf staubige Pisten rund um die Welt. War der erste Teil grafisch eine Augenweide, kranke er aber an der sehr instabilen Framerate und vor allem an dem faktisch nicht vorhandenen Multiplayer Modus. Mit dem zweiten Teil soll vieles anders und besser werden: Die hauseigene Ego-Engine wurde nochmals weiterentwickelt und endlich soll es einen echten Multiplayer-Modus geben. Ob Dirt 2 hält, was sein Entwickler verspricht erfahrt ihr in unserem Review.

Pole Position

Codemasters startet in diesem heißen Herbst aus der Pole Position: Dirt 2 kommt noch vor der Konkurrenz von EA( NfS: Shift), Microsoft (Forza 3) und Activision (Blur) auf den Markt. Ob es aber für einen Start/Ziel-Sieg reicht oder ob der leider viel zu früh verstorbene Namensgeber Colin McRae auf halber Strecke einen kapitalen Motorschaden erleidet, muss Dirt 2 noch zeigen.

Dirt 2 verabschiedet sich endgültig von der klassischen Rally WM, anstatt also in verschiedenen Rallys um Etappensiege und WM Punkte zu fahren, dreht sich in Dirt 2 alles um die X-Games: Mit und gegen die Stars aus angesagten Trendsportarten wie Dave Mirra (BMX), Katie Justice (TV Star) und Ken Block (Rallyfahrer und Gründer von DC Shoes) fahrt ihr rund um die Welt um die Qualifikation zu den drei großen X-Games (Europa, Asien und Amerika).

Erfahrungswerte

Um euch für eines der X-Games zu qualifizieren müsst ihr einen bestimmten Fahrerlevel erreicht haben – Richtig gelesen, auch in Dirt 2 bekommt ihr für Rennen Erfahrungspunkte und steigt auf. Diese Erfahrungspunkte erhaltet ihr für abgeschlossene Rennen und für das erfüllen von Aufträgen. Diese sind sehr unterschiedlich und spaßig: Mal gilt es Streckenrandobjekte zu zerstören, Gegner zu überholen oder einfach nur eine gewisse Strecke zu fahren. Diese Aufträge gibt es in fünf Stufen, die ersten beiden kommen sehr schnell während des normalen Fahrens, die drei letzten erfordern schon etwas mehr Arbeit, z.B. gilt es 1000 Streckenrandobjekte zu zerstören. Die Erfahrungspunkte sind ähnlich aufgeteilt: Bekommt ihr für einen Auftrag auf Stufe 1 gerade mal 100 Erfahrungspunkte ist der gleiche Auftrag auf Stufe 5 schon 2500 EP wert.

Die Aufträge werden getrennt in Einzelspieler und Mehrspieler gewertet und auch der Level wird getrennt angegeben. Dadurch entsteht gerade im Multiplayer eine sehr hohe Motivation und man fährt öfters die halbe Nacht „nur noch dieses eine Rennen“. Aber auch im Singelplayer ist das Leveln sehr motivationsfördernd: Ihr schaltet nicht nur immer neue Events frei sondern bekommt für jeden Levelaufstieg auch Boni. Diese reichen von simplen Lackierungen für die Wagen über Bargeld bis hin zu neuen Objekten für das Armaturenbrett und den Rückspiegel: Die Cockpitansicht ist so schon unglaublich toll, richtig klasse wird es aber erst wenn euer Avatar vom Rückspiegel baumelt und auf dem Armaturenbrett ein Wackeldackel-Scherge aus Overlord sitzt.

Freude am fahren

Grafisch konnte schon Dirt 1 überzeugen, hatte aber mit Problemen bei der Framerate zu kämpfen, insbesondere wenn mehrere Wagen auf der Strecke waren. Diese Probleme gehören der Vergangenheit an: Dirt 2 läuft zu jeder Zeit flüssig und sieht atemberaubend schön aus! Wenn man durch den malaysischen Dschungel oder die Wüste von Utha fährt, klappt der Unterkiefer regelmäßig herunter. Sämtliche Streckenrandobjekte sind sehr detailliert modelliert und mit knackig scharfen Texturen überzogen, da wehen Fahnen im Wind, Zuschauer heben schützend die Arme vors Gesicht wenn man an ihnen vorbei fährt und die Ruinen in Kroatien brechen sogar in sich zusammen, wenn man sie schnell genug trifft. Nicht nur der Detailreichtum trägt zu dieser grandiosen Grafik bei, auch die Beleuchtung weiß zu begeistern: In London bei Nacht ist die Strecke herrlich beleuchtet und in Malaysia bricht sich durch die Lücken im Urwald das Sonnenlicht und taucht die Strecke in einen atemberaubenden Wechsel aus Licht und Schatten.

Auch die Wagenmodelle sind sehr detailliert modelliert und verfügen über ein Schadensmodell, das seinesgleichen sucht. Ihr könnt euer Gefährt vollständig zerlegen, von verlorenen Spoilern und Stoßstangen über geplatzte Scheiben und defekte Türen bis hin zum abreißen der kompletten Aufhängung inklusive Rad.

Über das Menü ist schon im Vorfeld viel geschrieben und berichtet worden: anstatt sich einfach durch Menübildschirme zu klicken bewegt ihr euch durch euren virtuellen Wohnwagen und die Umlage. Dort wählt ihr euer nächstes Rennen, seht euch eure Erfolge an, tretet dem Multiplayer bei oder wählt euren Wagen und rüstet ihn auf. Ist dies Anfangs noch sehr beeindruckend und vermittelt ein grandioses „Mittendringefühl“, werden die automatischen Umschausequenzen nach längerer Spielzeit lästig, da sie nicht abzubrechen sind und einen schnellen Einstieg ins nächste Rennen verhindern.

Wirklich beeindruckend sind die Wiederholungen der Rennen, hier ist der Fotorealismus fast erreicht, leider lassen sich diese Replays nicht speichern und später nochmals betrachten – Hier hat Codemasters eine große Chance vertan, die EA in seinen Sportspielen und Turn 10 mit Forza 3 nutzen.

Der Sound kann ebenfalls überzeugen: Die Musikauswahl mit einer Mischung aus Rock, Pop und Punk schafft eine tolle Atmosphhäre zwischen den Rennen und die Kommentare der anderen Fahrer passen fast immer genau. Vor allem wenn euer  Name in der Datenbank vorhanden ist (die wesentlich umfangreicher als noch in GRID ist) und euch ein Konkurrent nach einem Zusammenstoß im Rennen mit eurem Namen anspricht und tadelt, ist die Illusion perfekt. Die Effekte gehören zum besten was es in Rennspielen zu hören gibt, habt ihr eine 5.1 Anlage hört ihr rund um euch den Kies auf die Karosserie prasseln, die Motoren klingen satt und Crashs klingen, im Gegensatz zu Teil 1, auch nicht mehr nach einer Blechdose.

Die Fahrphysik von Dirt 2 macht sowohl Arcade als auch Simulationsspieler glücklich: Zwar liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem spaßigen Rasen, trotzdem ist die Physik durchaus anspruchsvoll. Vor allem bei Buggy-Rennen muss das Gas sehr genau dosiert werden um sich nicht von der Strecke zu drehen. Ebenfalls Geschichte ist die Ankergleiche „Wunderbremse“ aus Teil 1, in Dirt 2 rutscht ihr ein ganzes Stück weiter wenn ihr die Bremse voll durchtretet, hier ist ein behutsamer Umgang mit Bremse, Gas und Gegenlenken gefragt.

Gemeinsames Fahrvergnügen

Endlich gibt es in Dirt auch einen richtigen Mehrspielermodus: Konnte man in Teil 1 nur gegen die Zeiten der Konkurrenz fahren ohne diese auf der Strecke zu sehen, gibt es nun endlich Gegner auf der Piste: In den Einzeldisziplinen startet ihr gleichzeitig und seht eure Mitfahrer als Ghosts auf der Strecke, in den Disziplinen, in denen mehrere Wagen auf der Strecke sind (Rally-Cross, Baja, Landrush) ist die Kollisionsabfrage hingegen eingeschaltet und man kann fröhlich die Farbe der Kotflügel miteinander tauschen.

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte Beachte den Info-Banner unten.
In den bisherigen Rennen sind uns weder Lags noch Verbindungsabbrüche aufgefallen, der Mehrspielerpart läuft schnell und sehr stabil. Frustrierende Erlebnisse wie bei RacePRO, wo ca. 50% der Multiplayerrennen abbrachen, bleiben in Dirt 2 größtenteils aus. Lediglich in seltenen Einzelfällen geht ein Spieler der Lobby beim Spielbeitritt schon mal verloren oder das Spiel hängt sich beim Laden des nächsten Rennens bei den Statistiken auf – Sind aber alle Spieler im Spiel läuft der Mehrspielerpart wunderbar stabil. Sehr schön gelöst ist auch das Lobby System: Man lädt seine Freunde in die Lobby ein und tritt dann geschlossen mit dieser zu den Multiplayer Partien bei.

Es gibt zwei verschieden Arten von Online Rennen: Die Jam Session und die Pro Tour. In ersterem könnt ihr ein Rennen und die Bedingungen frei wählen, ideal um ein par Runden mit Freunden zu drehen. In der Pro Tour entscheidet ihr grob welche Art von Rennen gefahren werden sollen, also ob z.B. Etappenrennen (ohne Gegner) oder doch eher Rennen wie Rallycross oder Last Man Standing mit mehreren Gegnern. Dann wählt das Spiel eine Strecke und die Lobby kann höchstens ein Veto einlegen. In der Pro Tour bekommt ihr für jedes Rennen, abhängig von der Platzierung Erfahrungspunkte während ihr in der Jam Session nur Punkte für  abgeschlossene Aufträge erhaltet.

Fahrvergnügen Uncut?

Beim Umfang bekleckert sich Codemasters nicht unbedingt mit Ruhm: Es gibt zwar 100 Rennevents in der Einzelspielerkarriere und bis man diese alle gefahren ist vergeht auch einige Zeit, allerdings verzichtet man in Dirt 2 unverständlicherweise komplett auf die klassische Rally WM: Die klassischen Rallys über mehrere Etappen mit addierter Zeit und Repartur zwischen den Etappen, also das was Colin McRae Rally einmal ausgezeichnet hat, fehlt komplett. In Dirt 1 war die klassische Rally zumindest noch als separate Veranstaltung wählbar, dass fehlen dürfte einigen alten Fans der Serie sicherlich übel aufstoßen.

Auch in Sachen Fahrzeugvielfalt hat sich einiges getan: Einige Rennklassen wie die schweren Trucks sind komplett aus dem Spiel geflogen, insgesamt gibt es in Dirt 2 noch 35 verschiedene Wagen, unterteilt in klassische Rallywagen und Buggys bzw. Offroad Jeeps. Diese Wagen werden mit verschiedenen Kits für die entsprechenden Rennen fit gemacht, es bleiben aber immer noch die gleichen Wagen womit insgesamt gerade mal gut 20 Autos bleiben.

Wesentlich schwerer als der Wegfall einiger Wagenklassen wiegt aber der Verzicht auf einige der beliebtesten Renntypen, so wurde das spaßige Hillclimb ersatzlos gestrichen und aus den spannenden Rallycross Duellen zwischen zwei Fahrern wurden Rennen mit bis zu 8 Teilnehmern, die on- wie offline all zu oft in einem Demolition Derby enden. Es gibt zwar einige spaßige neue Renntypen wie Last Man Standing, wo der Letze nach einer gewissen Zeit immer ausscheidet oder Domination wo es Punkte für die Bestzeiten in einem Sektor gibt, diese können den Verlust der anderen Renntypen aber nur teilweise ausbügeln.

Ebenfalls auf der Vermisstenliste befinden sich das Wetter: Die spannenden Regenrennen aus den Vorgängern wo jeder Fahrfehler noch verhängnisvoller war als auf trockener Strecke fehlen in Dirt 2 leider ebenso wie die aus den Colin McRae bekannten Schneerennen in Schweden. Leider hat Codemasters auch das Setup weiter beschnitten: Es gibt ganze fünf Punkte im Setup mit denen sich Grob der Abtrieb, die Bremsbalance und die Übersetzung einstellen kann.

Fazit von Stargaze

Was ein Start in den heißen Herbst! Codemasters zeigt zumindest Grafisch was auf der Xbox 360 möglich ist. Dirt 2 ist ohne Zweifel das bestaussehendste Rennspiel der aktuellen Konsolengeneration. Die Rennen sind packend inszeniert und die Karriere trotz der fehlenden Rally WM vor allem dank der Aufträge und des Levelsystems ungemein motivierend. Störend hingegen ist die sehr rabiate KI die hin und wieder dazu führt, dass ein Rennen mehrfach neu gestartet werden muss bevor man ein Mal unbeschadet durch die erste Kurve kommt. Völlig unverständlich hingegen die Abmagerungskur die Codemasters seinem Vorzeigetitel in Sachen Umfang verpasst hat: Warum fehlen die spaßigen Trucks aus Dirt 1? Von den fehlenden Renntypen ganz zu schweigen. Unter dem Strich bleibt aber immer noch ein sehr gutes Offroad-Rennspiel mit tollem Solo- und Multiplayerpart.

[xrrgroup][xrr rating=12/12 label=“Grafik:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=10/12 label=“Sound:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=10/12 label=“Motivation:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=8/12 label=“Umfang:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
[xrr rating=10/12 label=“Spielspaß:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „][/xrrgroup]

Fazit von Maynard:

Dirt 2 ist ein sehr gutes Rally-Spiel und hat eine gute Note verdient. Dennoch bin ich auf hohem Niveau enttäuscht, da der zweite Teil für mich wichtige Elemente weglässt wie z.B. Hill Climb Rennen und die Truck-Rennen. Ein bisschen mehr „echte“ Rally und bisschen weniger „hipp sein“ hätte Dirt 2 nicht geschadet. Zudem gibt es in Online-Rennen gelegentliche Abbrüche der Verbindung, wenn der Ladebildschirm auftaucht. Aber hey, man will Spaß und man bekommt es auch! Somit Daumen hoch!

[xrr rating=10/12 label=“Spielspaß:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]

Fazit von AssKikaX:

Dirt 2 ist, obwohl „Colin McRae“ drauf steht, kein echtes Rally-Spiel. Man sollte es eher als schmutzigen Off-Road-Racer betrachten, und als solches ist das Spiel einfach klasse: Die Rennen und Strecken sind sehr abwechslungsreich, das Levelsysgtem motiviert und die KI-Fahrer schenken einem nichts. Wenn man es als Rally-Spiel betrachtet, ist es aber sehr enttäuschend. Wer gerne im Dreck spielt, soltle sich diesen Titel unbedingt zulegen. Rally-Fans sollten dem Spiel dennoch eine Chance geben und für ein richtiges „Conlin McRae Rally“ beten.

[xrr rating=11/12 label=“Spielspaß:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]

14. September 2009 | Autor: Stargaze