Inside Review: Dead Space

EA will weg vom Image der Firma, die nur Sportspiele und Sequels produzieren kann. Nun hat EA mit Dead Space eine neue Marke aus der Taufe gehoben und versucht mit ein wenig Neuem und viel Bekanntem ein Horrorspiel der Extraklasse zu veröffentlichen. Ob ihnen das gelungen ist und Dead Space sein Versprechen halten kann erfahrt ihr bei uns im Review.

Ein einfacher Auftrag

Für ein Horrorspiel beginnt Dead Space ganz harmlos. Ihr seid als Techniker Isaac Clarke unterwegs an Board eines kleinen Raumschiffes, der USG Kellion, auf dem Weg zur USG Ishimura, welche ein Problem mit ihrer Kommunikation zu haben scheint. Doch schon nach der majestätischen Ankunft, mit der Ishimura über dem entkernten Planeten und der Sonne im Hintergrund, gibt es das erste Problem – Ein Defekt an der Ishimura sorgt für eine unsanfte Bruchlandung. Ihr sitzt vorerst fest auf der menschenleeren Ishimura und dies ist erst der Anfang eures Alptraums.

Die Geschichte gewinnt sicher keinen Innovationspreis, ist aber solide und wird, wie auch das Inventar, als Hologramm direkt im Spiel erzählt. Dabei pausiert das Spiel nicht, es will also überlegt sein, wann man das Inventar öffnet oder nach der Karte schaut. Dies funktioniert alles sehr gut, höchsten wenn mal der Sauerstofftank schnell gewechselt werden muss vermisst man den gewohnten Komfort. Ansonsten orientiert sich die Steuerung an der von Resident Evil 4 und wird einem nach und nach beigebracht. Das Spiel selbst ist für geübte Spieler in rund 12 Stunden geschafft, wer aber alles ausprobieren will oder alle Achievements haben will, muss sich auch ein 2. mal an Bord wagen.

Kalter Koloss

Die USG Ishimura ist ein Planetcracker, gebaut, um die Rohstoffe von Planeten aufzunehmen und gleich weiterzuverarbeiten. Auf euer Suche nach einem Weg zurück führt es euch dabei durch das ganze Schiff mit allem, was man erwartet: Ihr durchstreift dabei eine Krankenstationen, Wohndecks, die Brücke und andere Decks. Dabei ist das Schiff als technische Kathedrale sehr abwechslungsreich gestaltet und für jedes Deck lässt sich dessen Funktion sofort erkennen. Viele Gänge münden in großen bis sehr großen Räumen, wo gigantische Anlagen das Innere des Planeten automatisch verwerten. Trotzdem ist das Spiel komplett linear, abgesehen davon, dass man einige Decks mehrfach betritt. Dafür weiß man aber, dank eindeutiger Aufgaben, immer, was man warum auf jenem Deck zu tun hat.

Die Schwerkraft an Board zeigt nach unten – Meistens, denn an manchen Stellen muss sich Isaac durch die vollkommene Schwerelosigkeit bewegen. Mithilfe seiner Magnetstiefel läuft ihr dabei an den Wänden entlang oder springt von einer Seite des Raumes zur Anderen, allerdings kann es hierbei mit der Orientierung manchmal recht schwer werden. Übertroffen wird dies nur noch von den Abschnitten im luftleeren Raum oder auf der Außenhaut, wenn jegliches Geräusch verstummt und man nur hört, wie Issac den begrenzten Sauerstoff verbraucht. Dennoch hat man des öfteren das Gefühl, bei der Ishimura handelt es sich eher um ein kleinen Kreuzer, als um eine gigantische Raffinerie, vor allem wenn man die Größe der Räume und Gänge in Relation zum gesamten Schiff sieht.

Lebendiger Alptraum

An Board befinden sich aber nicht nur Issac und seine zwei Kollegen, sondern auch die Crew – Nur nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form. Das Schiff wurde von dem Necromorphs übernommen, einer außerirdischen Lebensform, welche die komplette Crew in Ihresgleichen verwandelt hat. Ihr Ursprung liegt auf dem Planeten und scheint im Zusammenhang mit dem dort gefundenen, mysteriösen Marker zu stehen. Die klingenbewehrten und tentakelbewaffneten Necromorphs lassen dabei nur noch entfernt auf ihre menschliche Herkunft schließen und eben jene Kreaturen lassen eure Missionen zum Alptraum werden. Denn die scheinbar nicht zu besiegenden Necromorph vergiften nicht nur den Verstand der Menschen und die Luft, sie bewegen sich auch gekonnt durch die Lüftungsschächte des Schiffs, nur um an unerwarteter Stelle wieder aufzutauchen und an Wände und Decken entlangzukriechen. Die Angst, dass an jeder Stelle ein Gegner auftauchen kann, wird die ganze Zeit durch permanenten Spannungsaufbau erhalten, untermalt vom der großartigen Soundkulisse, ohne dabei abzustumpfen oder langweilig zu werden. Erfreulich auch, dass auf in den Rücken spawende Gegner verzichtet wurde.

Vom Ingenieur zum Metzger

Ein Grund für die Widerstandskraft der Necromorphs ist, dass sie nicht durch klassischen Beschuss zu vernichten sind. Es gilt, die Schwachstellen der einzelnen Wesen zu finden und gezielt abzuschießen, wobei sich diese je nach Gegner unterscheidet. Dieses „Strategische Zerstückeln“ genannte Feature ist das zentrale Gameplayelement und bietet eine gewisse Abwechslung zum ewigen Headshot, denn wer hier das falsche Körperteil trifft, dem steht plötzlich ein eventuell noch stärkere Gegner gegenüber. Dabei stehen euch nicht eben jene klassischen Waffen zu Verfügung, vielmehr setzt Isaac auf sein technisches Know-How und attackiert seinen Gegner mit Plasamscheinder und anderen Bergbaugerät, jedes mit 2 verschiedenen Feuermodi. Wer dennoch auf sein Gewehr und Flammenwerfer nicht verzichten kann, kann diese ebenfalls benutzten. Nur im Notfall sollte man auf seine Nahkampffähigkeiten zurückgreifen, denn wenn die Gegner einen erst mal gepackt haben, hilft nur noch das Hämmern auf die A-Taste.

Neben den Waffen bilden euer Anzug sowie eure Fertigkeiten in Telekinese und Stasis das Rückrat eurer Verteidigung und dienen auch für kleinere Rätsel. Die gesamte Ausrüstung lässt sich dabei an Werkbänken mit seltenen und teuren Energieknoten in verschiedenen Parametern aufrüsten. Dabei ist es ratsam, sich vorher auf Waffen zu spezialisieren, denn es gibt nicht genug Knoten, um alle Gegenstände auf das höchste Level upzugraden. Das Geld dafür und für andere Gegenstände bekommt ihr wiederum aus den Verkauf von Gegenständen und Platinen, welche über das gesamte Schiff verteilt sind.

Wer sich das Spiel rechtzeitig zum Erscheinen besorgt, kann sich über den Marketplace den Elite Suit kostenlos laden oder den Scorpion Suit kaufen (200 MS-Points), welche beide schon den höchsten Anzuglevel haben und für 0 Credits in den Shops gekauft werden können.

Im Weltall…

…hört dich niemand schreien. So heißt es zumindest in Alien. Das dem nicht so ist beweist Dead Space, denn die Soundkulisse des Spiels ist einfach gigantisch. Unter das Knarren und Krachen der USG Ishimura mischen sich die unheimlichen Laute der Necromorph, die elektronischen Ansagen des Schiffes und diffuse, fremde Stimmen. Untermalt wird die ganze Stimmung von stiller, aber treffende Musikuntermalung. Auf einem 5.1-System spielt sich der Ton voll auf, aber auch auf Kopfhörern kommt dieser zur Geltung und schafft so die unheimliche Atmosphäre. Auch die deutsche Synchronisation ist gelungen, alle Sprecher, mit einer Ausnahme, sind passend gewählt und engagiert bei dem Sprechen der Texte, was die Atmosphäre weiter verstärkt. Auch die Ortsangaben über den Türen und interaktive Elemente wurden ins deutsche Übersetzt, lediglich die Plakate sind weiterhin auf Englisch. Wer gerne die englischen Originalstimmen hören möchte muss zur britischen Fassung zugreifen, die Deutsche enthält lediglich noch die Französische.

Auch die Grafik kann überzeugen, neben detaillierten Innenräumen glänzt diese mit schönen Licht und Schatteneffekte. Vor allem das Feuer besticht dabei mit beeindruckenden Effekten und wenn die Sonne durch die gläserne Brücke scheint, hat es schon fast etwas malerisches inmitten des Grauens auf sich . Dabei läuft das Spiel durchgehend flüssig und auch die Ladezeiten sind, abgesehen beim Starten des Spiels, recht kurz.

Fazit

Eigentlich kann man EA mit Dead Space Kreativlosigkeit vorwerfen: Die Geschichte stammt aus Event Horizon, das Gameplay aus Resident Evil 4 und das Schiff leiht sich einiges von der Icarus aus Sunshine. Doch es wäre unfair das Spiel eben nur auf jene Vorbilder zu reduzieren. Alle Gameplayelemente greifen ineinander und schaffen ein Gesamtkunstwerk, welches sich zwar an seinen Vorbildern orientiert, aber nie den Eindruck einer flachen Kopie entstehen lässt. EA hat sich nicht übernommen und ein großartiges Spiel, und vielleicht das beste Horrorspiel 2008, geschaffen. Bleibt nur zu hoffen, dass Dead Space 2, an dem bereits gearbeitet wird, nicht nur ein billiges Sequel wird.

Die Wertung

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Rein Subjektiv

SchmuSheep: Es ist lange her, dass ich ein Spiel dermaßen genossen habe. Eigentlich wollte ich immer weiter Spielen und gar nicht mehr aufhören. Für mich ist Dead Space der bisherige Höhepunkt des Jahres. Kleiner Tipp von mir: Wer sich richtig gruseln will, der sollte gleich auf Schwer anfangen, sonst fehlt es dem Spiel ein wenig an Herausforderung | 10

Maynard: In diesem Fall sind mir Innovationen völlig egal. Gut geklaut und noch besser in das Spiel integriert – so soll es sein. Für mich ein Anwärter für das Spiel des Jahres und eines ist sicher – viele Spiele müssen sich an Dead Space messen lassen. Von mir bekommt Dead Space eine klare Kaufempfehlung | 10

4. November 2008 | Autor: schmusheep