Inside Review: Civilization: Revolution

Sid Meier hat mit Civilization eine der tiefgreifensten und anspruchvollsten Serien auf dem PC geschaffen. Mittlerweile gibt es auf dem Rechner den vierten Teil der Serie, der die Möglcihkeiten des Spielers nochmals steigerte und wo Multiplayer Partien sich gerne auch mal über Wochen ziehen. Auf Konsolen gab es bis auf eine ziemlich missglückte 1:1 Portierung des zweiten Teils für die PS1 bis jetzt keinen Auftritt der Serie. Dies ändert sich nun mit Civilization: Revolution, einem speziell für die Konsolen entwickelten Teil der Civilization Serie.

4000 B.C.

Worum geht es in Civilization überhaupt? Die Antwort ist ganz einfach: Um die Entwicklung der Menschheit von der Steinzeit zum Raumfahrerzeitalter. So einfach diese Antwort auch ist, sie beschreibt nicht ansatzweise die Möglichkeiten die der Spieler als Gottkönig seines Volkes hat. Ihr entscheidet euch vor dem Spielstart für eines von sechzehn Völkern, jedes Volk verfügt über andere Bonusfähigkeiten und Abzüge. Nun ist es an euch aus einer einzelnen Stadt und einer größtenteils verdeckten Weltkarte durch eure Weise Herrschaft ein Weltreich zu erschaffen das eine so fortschrittliche Technologie entwickelt um damit nach Alpha Centauri zu fliegen. Oder wollt ihr doch lieber alle anderen Völker vernichten und alleine über den Planeten herrschen? Oder so viele Reichtümer anhäufen um damit die Welt zu kaufen? Vielleicht aber doch lieber eine so große kulturelle Ausnahmestellung erreichen um alle anderen Völker vor Neid erblassen zu lassen? Es liegt alleine an euch. Nur im Jahr 2100 ist die Evolution zu Ende und es wird abgerechnet.

Unbegrenzte Möglichkeiten

Eure Möglichkeiten eure Ziele zu erreichen sind breit gefächert: Ihr könnt zusätzliche Städte gründen und bereits existierende Städte ausbauen um eure Bevölkerung wachsen zu lassen, ihr könnt fortschrittliche Techniken erforschen um einen Wissensvorsprung zu erzielen oder ihr baut mächtige Militäreinheiten um die rivalisierenden Völker zu unterwerfen.

Das ist aber nur ein grober Überblick über die grundliegenden Möglichkeiten. Sein wahres Potential entfaltet Civilization in der Feinabstimmung eurer Strategie, da eine Vorgehensweise alleine nicht zum Erfolg führt: ohne Forschung gibt es keine fortschrittlichen Militäreinheiten und ein Bogenschütze hat gegen eine Panzer nun mal eher suboptimale Erfolgsaussichten im Kampf. Für die Erforschung neuer Technologien werden aber Forschungspunkte benötigt, diese werden in Städten erzeugt, je besser die Stadt ausgebaut ist und je größer die Bevölkerung umso schneller geht die Forschung vonstatten.

Einen Großteil der Feinabstimmung nehmt ihr in den Städten selbst vor. Ihr bestimmt den grundliegenden Schwerpunkt der Stadtproduktion: Produktionspunkte für den Einheitenbau, Wissenschaftspunkte für die Forschung, Gold für die Staatskasse oder doch der Bau einer Verbesserung? Es liegt an euch.

Die Verbesserungen ermöglichen der Stadt zusätzliche Bonusproduktion von einer der drei Ressourcen. Banken und Märkte bringen Bonis für die Goldproduktion, Bibliotheken und Universitäten für die Forschung und Fabriken für die Produktion. Zusätzlich gibt es noch Gebäude die die Kultur erhöhen (je höher die Kultur, desto weiter das Einflussgebiet der Stadt) oder Gebäude die ein weiteres Wachstum überhaupt erst ermöglichen (z.B. ein Aquädukt). So arbeitet ihr euch Runde für Runde auf das Jahr 2100 zu und versucht eure Ziele zu erreichen. Um den Überblick nicht zu verlieren melden sich hin und wieder eure Berater zu Wort und weisen euch auf besondere Errungenschaften oder Probleme hin.

Eingeschränkter Tiefgang

Wer den aktuellen, vierten Teil der Serie vom PC kennt wird sehr schnell das fehlen einiger Features bemerken: Die Religion, eine der Hauptverbesserungen des vierten Teils fehlt in der Konsolenversion komplett, die Auswahl an Erweiterungen, Einheiten und Technologien ist zudem stark eingeschränkt. Ebenso gibt es wesentlich weniger Weltwunder zu erbauen. Die Karten sind kompakter, mit dem PC Vorbild verglichen entsprechen die größten Karte bei Revolution den mittleren Karten in Civilization 4.

Die Siegbedingungen sind zudem klarer gesetzt, ihr müsst bestimmte Teilaufgaben erfüllen um eine der vier Siegbedingungen (Wirtschaft, Technologie, Kultur, Militär) zu erfüllen und das Spiel zu gewinnen. Diese ganzen Einschränkungen führen zu einem wesentlich schnelleren Spiel. Dauern die Partien auf dem PC viele Stunden bis Tage ist eine Partie Civilization: Revolution nach zwei bis drei Stunden zuende. Gerade für den Multiplayer Modus bietet sich diese Länge deutlich besser an als die epischen PC Auseinandersetzungen.

Vom PC übernommen wurden die Babaren, auch wenn diese jetzt nicht mehr über die Karte streunen sondern in eigenen, zu zerstörenden Dörfern leben. Wildtiere sucht man auf der Konsole allerdings vergeblich, die bietet dafür bis zu sieben antike Schätze auf der Karte deren Entdeckung dem Volk teils mächtige Bonis bringt. Die Diplomatie macht leider einen riesigen Schritt zurück: Von den fein abgestimmten Verhandlungen aus Teil 4 hat es nicht viel auf die Konsole geschafft, die Diplomatie wirkt ähnlich oberflächlich wie in Teil 2 der Serie: Gegner fordern Stur einen Tribut von euch obwohl sie kurz vor der Vernichtung stehen oder bieten, obwohl in der militärisch besseren Lage, einen Waffenstilstand an.

Tauschgeschäfte laufen ebenfalls sehr beschränkt ab: Was die KI nicht will nimmt sie auch nicht zum Dumpingpreis, für ein Objekt der Begierde bezahlt sie hingegen jeden Mondpreis. Leider viel auch die Vasallenschaft  der Umsetzungsscheere zum Opfer. Im Gegensatz zu den anderen Kürzungen vermisst man diese gerade im ultiplayer wirklich – wie schön wäre es den gerade bezwungen besten Freund als Untertan im Spiel zu halten, statt dessen gibt es nur die Möglcihkeit ihn komplett zu vernichten.

Viel zu erobern

Wo die Komplexität eingeschränkt wurde kann das Spiel dennoch mit dem gebotenen Umfang punkten. Es gibt 16 Völker, alle mit verschiedenen Bonusfähigkeiten, die vier Siegbedingungen erfordern jede für sich eine eigene taktische Herangehensweise und Karten gibt es dank dem Zufallsgenerator mehr als genug. Zudem gibt es wöchentlich völlig umsonst eine neue Karte als Herausforderung von Take 2. Derjenige der die meisten Punkte erreicht gewinnt einen Preis – so soll der Support eines Spieles aussehen.

Ein weiteres Highlight ist der Multiplayermodus, bis zu [8] Spielern erobern die Welt über Xbox Live um die Wette und dank des straffen Spielablaufs steht der Sieger auch noch am gleichen Abend fest. Zudem gibt es jede Menge Bonis Freizuschalten was auch das Sinngleplayerspiel lange interessant macht, dem hervorragend abgestuften Schwierigkeitsgrad sei dank.

Technik light

Technisch macht Civilization: Revolution einen stimmigen aber keinen NextGen Eindruck: Das ganze Design wirkt comichaft und einfach. Die Charakterportraits könnten zwar direkt aus einem Animationsfilm stammen, sehr schön gerendert und mit einer lebensechten Mimik versehen kann man dem Gesprächspartner die momentane Laune am Gesicht ablesen, die Karte wirkt hingegen comichaft stilisiert und der Blickwinkel ist wesentlich näher am Geschehen als beim großen PC Vorbild.

Städte erscheinen auf der Karte mit genau den Erweiterungen die auch gebaut wurden und Einheiten entwickeln sich grafisch mit steigenden Rängen weiter. Die Sounduntermalung ist dezent und stimmig und stört in keiner Phase des Spiels. Eine richtige Sprachausgabe fehlt leider, die Charaktere sprechen alle eine Brabbel-Sprache, an der Betonung hört man allerdings sehr gut in welcher Stimmung sich der Gegenüber befindet.

Fazit:

Civilization: Revolution mit Civilization 4 zu vergleichen wäre unfair und würde dem Sinn der Konsolenversion auch nicht gerecht. Revolution ist viel mehr eine Umsetzung des ersten Teils, von „unnötigem“ Balast befreit und für die einfache Bedienung und schnelles Gameplay auf Konsolen umgesetzt. Die Technik geht für einen Strategietitel in Ordnung, es hätte aber durchaus mehr sein können. Dafür stimmt der Umfang: Die vier verschiedenen Siegbedingungen erfordern komplett unterschiedliche Strategien, dank Kartengenerator und Gratis Herausforderungen gibt es immer eine Welt zu erobern und der tolle und spaßige Multiplayermodus ist das Sahnehäubchen auf einem gelungen Spiel.

Die Wertung

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[xrr rating=8/12 label=“Sound:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
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Rein Subjektiv

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29. November 2008 | Autor: Stargaze