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Inside Review: Afro Samurai

Afro Samurai. Jeder der sich ein wenig mit der japanischen Kultur und dem daraus folgenden Fundus an Animes und Mangas, dem wird dieser Name etwas sagen. Nicht Kenner werden sich verwundert den Kopf kratzen. So klingt doch dieser Titel etwas albern und man kann und will ihn nicht so recht einordnen. Dem geneigten Zocker dürfte der Name aber hier und da vielleicht doch begegnet sein. Zu unrecht schlecht wie ich es persönlich finde. Die Presse war nicht sonderlich angetan vom schwarzen, Tütchen rauchenden Metzger. Zu eintönig das ganze, zu zickig die Kamera, zu schwammig die Steuerung. Um es mit den Worten eines Ninja Ninja auszudrücken: „Bullshit!“ Wer sich mit und auf den Afro Samurai einlässt, der bekommt ein Stück Software serviert was an Schönheit und Intensität im Hack´n´Slash Bereich seines gleichen sucht. Eine Schande das wir Volljährigen deutschen Zocker auf den ersten schwarzen Samurai offiziell verzichten müssen. Das dass aber nicht so bleiben soll, dass wird euch dieses Review zu Afro Samurai hoffentlich klar machen…

Revenge is a dish best served cold

Wer, oder was ist dieser Afro Samurai überhaupt? Wie wurde er zum Samurai und warum spendiert man ihn ein Metzelspiel? Alles wird hier nicht verraten. Hier meine ich im Review und auch im Spiel. Denn ein kleiner Kritikpunkt gleich vor weg: Das Spiel lässt einen so ziemlich alleine sich die Story zusammen zu reimen. Kenner des Animes kommen in einen besseren Genuss als die, die ihn nicht kennen. Drum auch ein Appell an die, die nicht die Zelluloidvorlage kennen: Guckt euch den Anime an! Wer auch nur ein bissen was mit den japanischen anfangen kann und sich nicht scheut auch mal einen „Zeichentrickfilm“ (klingt hier echt fehl am platze…) an zu gucken, der bekommt hier echt etwas geboten! Samuel L. Jackson stand nicht nur Pate für den Titel, nein, Afro hat auch sein Aussehen und seine markante Stimme erhalten. Der Streifen aus dem Hause Gonzo ist bis dato auch deren teuerste Produktion (rund 1 Millionen Dollar pro Episode). Das Spiel basiert auf den ersten Fünf Episoden (die ca. 25 Minuten dauern).

Im groben und ganzen dreht es sich eigentlich alles um Rache. Rache die einen Mann zu einen unbeugsamen Killer, einen Dämon werden lässt. Denn der kleine Afro musste mit ansehen wie sein Vater bei einen Duell mit einen gewissen Justice getötet wurde. Und das „nur“ wegen eines Stirnbandes das dem Träger gottgleiche Fähigkeiten verspricht. Zwei an der Zahl gibt es. Doch nur das erste ist das mit den ganzen Schmackes. Mit dem zweiten hat man das Recht die Nummer Eines heraus zu fordern. Und hier macht das Spiel schon seine ersten Sprünge. Denn im Übungslevel (auch bekannt als das Level aus der Demo Version) sehen wir den Afro mit einen wehenden Stirnband (und dürfen nebenbei auch „tolle“ Clipping Fehler begutachten…). Auch machen wir hier sogleich Bekanntschaft mit unseren Alter Ego Ninja Ninja. Ein Sidekick wo man nie genau weiss ob Freund, oder Feind. Denn wir dürfen den ganzen Spiel fast nur ihn lauschen. Afro selber hat kaum etwas zu sagen. Macht aber nichts, denn dieser Freak wird ebenfalls von Samuel L. Jackson gesprochen. Und man glaubt gar nicht wie schön das ist alles im O-Ton zu hören und zu lesen. Später mehr dazu…

Hat man nun das erste Level gepackt, geht’s erst richtig los. Und prompt werden wir in die Vergangenheit geworfen und erfahren wie Afro zu dem zweiten Stirnband kam. Erst ab Level Nummer drei steigen wir erst wieder richtig in die Story ein und von da an geht der Spass dann richtig los….

Prince Of Asia – oder Hermann Nitsch zum Spielen

Ungeheuerlich dicht und eine Atmosphäre die man in dicke Scheiben schneiden könnte, so kommt das ganze Spiel daher. Und daran ist ganz besonders die Optik und der Score verantwortlich. Ja, eigentlich machen diese beiden Komponenten das Spiel erst so richtig spielenswert. Denn wenn man ehrlich ist, dann ist Afro Samurai ein Hack´n´Slash wie jedes andere auch. Das Grundgerüst bleibt das gleiche und damit hat es auch die Schwächen wie jeder andere Metzler. Aber die Grafik, Leute…diese Grafik und der Soundtrack, dass muss man erlebt haben. Klar ist Afro Samurai nicht das erste Spiel mit einer Cel-Shading Optik, in meinen Augen aber das erste wo es einfach perfekt aussieht. Man spielt quasi den Anime, denn kein HUD, oder ähnliches verdirbt uns die Sicht, oder lenkt vom wesentlichen ab. Afro beginnt rot zu schimmern wenn er droht zu sterben. Selbiges gilt auch für die Gegner. Ein Anhänger an seinem Schwert gibt Aufschluss darüber in wie weit wir eine Fokus Attacke vom Stapel lassen können. Diese erlaubt es uns das Spielgeschehen fast zu stoppen und die Ronin, Androiden, Ninjas, usw. mit einen Schlag zu zerlegen. Auch dürfen wir dieses Feature normal gebrauchen, jedoch beschränken wir uns dabei quasi immer nur auf einen Gegner. Halten wir nun eine Taste gedrückt erkennt man eine leichte Linie auf dem Körper des Gegenübers. Mit sachten drücken des Stickes lässt sich nun ein Körperteil auswählen das abgetrennt werden will. Klingt am Anfang recht lustig, lässt aber jedoch bald nach. Man beschränkt sich mit der Zeit halt einfach die Rübe von den Schultern zu trennen, oder einen Bauchschnitt vor zu nehmen. DAS und das Literweise (virtuelles) Blut fließt hat der USK wohl nicht gefallen.  Dabei ist es so überzogen wie man es eigentlich von japanischen Samuraifilmen kennt. So ziemlich alle Gegner haben wohl ein Siphon verschluckt. Blutfontänen noch und nöcher! Und für all die Metzgerarbeit werden wir natürlich auch belohnt. Die Erfolge von Afro Samurai sind im Grunde recht simpel, jedoch oftmals Zeitaufwändig. Mit dem ersten Durchgang kann man aber ganz locker die Hälfte einfahren. Manche bekommt man eher zufällig, für andere muss man erst mal 5 Raben in jedem Level finden.

Jedenfalls kann ich hier und jetzt schon mal schreiben das Afro Samurai eine Augenweide ist. Wenn sich der volle Mond durch einen Bambuswald schiebt, oder man im Sonnenuntergang auf einer Klippe das Katana tanzen lässt…das ist Gänsehaut pur. Langweilig wird es für das Auge sehr selten. Und den roten Saft auf diese Kunstwerke will man auch nicht missen.

Sukiyaki Hip Hop! Die audiovisuelle Hingabe…

Wie eben geschrieben sieht Afro Samurai nicht nur toll aus, nein, es hört sich auch klasse an. The RZA hatte schon beim Anime seine Finger im Spiel, jetzt hat er den Score überwacht und aufgepasst das alles stimmig ist. Das Wu-Tang Clan Mastermind hat definitiv eine Schwäche für ostasiatische Klänge. Bei Tarantinos „Kill Bill“ Opus war er ja auch schon mit an Board.

Hier zieht er jedenfalls im Hintergrund die Fäden. Die Beats werden sehr gekonnt mit asiatischen Klängen vermischt. Wenn die Action etwas angezogen wird, dann werden wir nicht nur von instrumentalen stücken beschalt. Es darf auch gerappt werden. Wobei mir als Freund der Stromgitarren das nicht mal negativ aufgefallen ist. Gut, die Rapsongs gehen nicht ganz so ins Ohr wie die reinen Instrumentalen, aber dennoch passen sie wie das Katana in die Scheide. Sie runden das ganze perfekt ab und heben das ganze auf ein audiovisuelles Kunstwerk. Man kann sich nur daran stören das die Stücke sich relativ schnell in der Wiederholschleife befinden und manchmal etwas stören können. Grad wenn ein Lied nicht so der Bringer ist.

Neben Hip Hop wird man hier nicht viel mehr hören, außer die 1-A Synchro! Ron Perlman als Justice klingt einfach nur….HOSSA! Solch ein fieses Organ! Dat legga Mädsche Kelly Hu haucht einen ihren Lebens- und Leidensweg ins Ohr (Okiku´s Story ist einer der schönsten Abschnitte im ganzen Spiel) und natürlich darf Samuel L. Jackson nicht fehlen. Sein Hauptaugenmerk sei mal auf Ninja Ninja gerichtet. Das was Afro zu wenig sagt, sagt sein weißhaariger Sidekick zu viel und zu oft. Nicht im negativen Sinne zu verstehen. Ninja Ninja ist sozusagen der Erzähler der Geschichte und irgendwo echt zotig. Einen Spruch fand ich besonders gut: „Allways the same guys. There wear just different hats…“

Harakiri nicht notwenig. Solides Gameplay sei dank…

Ziehe ich den Spruch grad eben noch mal kurz ran. Er beschreibt das womit so ziemlich jeder Hack´n´Slash Zocker klar kommen MUSS. Klonkrieger! Nein, nicht die aus Star Wars. Viel mehr die, die nur eine Hand voll Gegner im Spiel ausmachen und zu Hauff über die Klinge springen werden. Diese Tatsache schmälert jedoch nicht unbedingt das Vergnügen, denn als Metzger ist man so was ja quasi gewohnt. Andere Spiele machen da keine Ausnahme.

Das restliche Gameplay wurde aber von vielen Kritikern rund gemacht. Zu eintönig die Steuerung, zu bockig die Kamera. „JaNeinWeißIchNicht…“, könnte man da sagen. An Kombos und Filetierungsmöglichkeiten mangelt es dem Afro nicht. 150 Stück beherrscht er je nach seinem Level. Aufstiegsmöglichkeiten geben ihn neue Moves und auch die 5 Raben in jedem Level werden einen Move Freischalten, sofern man halt alle 5 gefunden hat. Das es beim leidigen Knöpfchendrücken bleiben wird und man eigentlich immer nur die selben drücken wird, das liegt nun mal in der Natur. Wer sich die verschiedenen Kombos erarbeiten will und jeden Tot anders aussehen lassen will, der hat gut was zu tun. Für den „Normalo“ bleibt da aber quasi nur die X,X,X,Y,Y,Y,X,B,B,Y,X Kombo um die Gegner zu zerlegen. Ermüdend wird es eigentlich nicht, denn das Frischfleisch ist manchmal recht clever und im Rudel echt gefährlich.

Und oftmals kann es sein das man die Orientierung verliert, bzw. die Kamera nachstellen muss. Und da sind die beim wohl leidvollsten Thema dieses feines Spieles. Alle Welt kotzt sich darüber aus: die Kamera! Klar muss sie of mal ins rechte Licht gerückt werden und manchmal ist sie bei den (wenigen) Sprungpassagen nicht grad hilfreich, aber ich bitte euch…. Es gibt da draußen Spiele die eine weitaus blödere Kamera haben. Wenn man pfiffig ist, dann dreht man sämtliche Achsen im Optionsmenü um und schon geht das alles viel besser von der Hand.

Man muss aber noch erwähnen das Afro Samurai manchmal ein echtes Geduldsspiel ist und es hier und da ein wenig frustig werden kann. Die Rücksetztpunkte sind aber in der Regel recht fair gesetzt. Man sollte manchmal seine Taktik ein wenig ändern, oder versuchen eine Millisekunde früher eine Kugel mit dem Schwert zu treffen. Aufgeben tun nur Verlierer…

Fazit

Perfekt ist Afro Samurai nicht. Es spielt aber dennoch in einer sehr hohen Klasse mit und muss sich vor keinem anderen Hack´n´Slash Spiel verstecken. Nein, vielmehr ist diese Perle eine Bereicherung in diesem Genre. Denn selten sah ein Spiel schöner aus. Sofern  man mit dem Comic(Anime)haften Look klar kommt. Die Story ist nicht grad die originellste und richtet sich ein wenig mehr an die Leute die den Film bzw. die Serie kennen. Das abgeänderte Ende im Spiel finde ich persönlich viel besser und schöner. Ganz klar ist aber das Zusammenspiel zwischen Score und Grafik. Die beiden gehen Hand in Hand und machen den eigentlichen Reitz aus. Die Steuerung geht gut von der Hand und kann fesseln, wenn man es denn so will. Man kann das Gameplay vertiefen, oder einfach so drauf los metzeln.

Wenn man die wenigen Frustmomente hinter sich lässt, dann ist Afro Samurai recht simpel. Wer fix ist und nur durchrennt, der kann (leider) schon nach guten 6-7 Stunden die Endsequenz sehen. Je nachdem wie man es spielt können daraus aber auch gerne 9-12 Stunden werden. Erfolge sei dank…. Ich spreche hier klar eine Kaufempfehlung aus. Nicht an die Leute die nicht gerne Metzeln, oder suuuper viel Abwechslung benötigen, nein, vielmehr spreche ich einen kleinen Kreis an dem neben das Spielen auch gut unterhalten werden wollen und etwas für´s Auge und die Ohren bekommen. Auch Freunde von Nischentiteln dürfen sich angesprochen fühlen. Zu schade das der Titel aus dem Hause Namco leider überwiegend schlecht bewertet wurde. Verdient hat es der Afro in keinster weise…

Die Wertung

[xrrgroup][xrr rating=9/12 label=“Grafik:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „][xrr rating=11/12 label=“Sound:“ display_as=fraction_stars fraction_separator=“ / „]
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18. Mai 2009 | Autor: Kn0kkelmann