News & Gerüchte

zurück zur News-Übersicht

Frei Schnauze: Modern Warfare 2 stinkt!?!

Entwickler und ihre Spiele werden älter aber oft nicht reifer. Zu plump sind viele Games, die angeblich große Gefühle oder eine tiefe Atmosphäre aufbauen wollen, zu stumpf und zu schnell zufrieden zu stellen sind wir Gamer, die sich schon bei einer pixeligen Träne einen Ast abfreuen und von einer neuen Dimension der Emotionen in Spielen sprechen. Was darf man mit der heutigen Technologie erwarten und was sollte man möglichst unterlassen? Zumindest hat mir Infinity Ward jetzt einen Grund gegeben, mich so richtig auszulassen: Die Rede ist von Modern Warfare 2 – dem Michael Bay Film unter den Spielen – und der besagten Mission inklusive Terrorist.

Der Versuch scheitert häufig an der Umsetzung

Man könnte mich als alten Sack bezeichnen oder als erfahrenen Gamer (ich bevorzuge doch die 2. Variante) und somit habe ich mittlerweile über 25 Jahre die Entwicklung von Spielen sämtlicher Systeme mitbekommen. Fast alles ist heute größer, besser und „more kick ass“, doch in einer Richtung ist fast völliger Stillstand angesagt: Emotionen bzw. ernste Themen würdig in ein Spiel zu integrieren.

Wir erinnern uns vielleicht an Brothers in Arms: Hell`s Highway von Gearbox, welches versucht hatte, die Schrecken des Krieges zu verdeutlichen aber letzten Endes auch scheiterte. Zumindest waren die Entwickler recht nah dran, aber das Ergebnis wirkte jedoch aufgesetzt und die Gewaltdarstellungen verfehlten ihr Ziel. Danach kommt erst einmal lange nichts bzgl. Weltkrieg und Co. Sobald jedoch „fette Action“ auf dem Programm steht, kommt unweigerlich der mächtige Vertreter dieses Genres auf die Bühne: Call of Duty: Modern Warfare.

Infinity Ward weiß wirklich zu unterhalten und man hat nicht das Gefühl, dass sie ernsthaft versucht haben, einen ernsten „Unterton“ ins Spiel zu integrieren oder gar frei anzusprechen. Hier zählt die Action, der Pathos, heldenhafte Musik und natürlich ihre dazugehörigen Helden, eingepackt in toller Grafik. Ja, das machen die Jungs von Infinity Ward gut und bewegen sich häufig entlang des guten Geschmacks (Anfangssequenz aus Modern Warfare). Schon damals wurden Stimmen laut, die die Darstellung von einigen Gewaltszenen kritisierten, doch schnell wurden diese Stimmen immer leiser und keinen interessierte es mehr – man spielte lieber den modernen Krieg.

Interaktive Terroristen im Spiel

Nun stehen wir (zumindest sehr viele von uns) vor dem Kauf von Call of Duty: Modern Warfare 2 und der Großteil freut sich bestimmt wieder auf die besagte „fette Action“, doch dieses Mal scheint etwas gehörig schief gelaufen zu sein. Vor ein paar Tagen wurde ein Video „geleaked“, welches eine Mission zeigt, in der der Spieler einen Terroristen steuert und einen Auftrag für eine Terror-Organisation erfüllen muss. In dem Video ging es hart zu und bis jetzt kann keiner sagen, ob es so gestellt wurde oder wirklich so ablaufen wird aber eines ist (für mich) sicher, hier geht Infinity Ward zu weit!

Die Entwickler (nicht nur IW) bekommen es noch nicht einmal hin, einen z.B. Rosenkrieg gut in ein Spiel zu implementieren oder eine Scheidung, Todesfall oder sonst was aber glauben, einen aktuellen Konflikt bzw. Krieg darstellen zu können, in dem man auch noch einen Terroristen spielt, der scheinbar seinen Zivilisten-Counter auffüllen muss. Hallo? Geht`s noch? Meiner Meinung nach gehört sowas in der Form überhaupt nicht in ein Spiel, schon gar nicht, wenn die oben angesprochene Entwicklung in diesem Bereich quasi brach liegt. Hier zählt für mich tatsächlich das Argument, welches häufig von den „Killerspiel-Gegnern“ verwendet wird: Man steuert bzw. spielt den Terroristen selbst und das steigert die Intensität.

Gewalt in Spielen ist ein altes Thema und primär geht es mir nicht um die Gewaltdarstellung, sondern eher um den „guten Geschmack“, der schon so oft in Spielen nicht zu finden ist. Konami hatte noch letztes Jahr einen Shooter angekündigt (Six Days in Fellujah), der sich ebenfalls um den aktuellen Konflikt mit dem Terrorismus beschäftigte. Die entsetzten Gegenstimmen waren so laut, dass sich Konami gezwungen sah, das Projekt wieder einzustampfen. Ich bezweifele stark, dass dies auch bei Modern Warfare 2 passieren wird – ganz im Gegenteil. Es wird sicherlich eines dieser Spiele, welches auf dem Schulhof weitergegeben wird, welches von vielen Kindern gezockt wird, da es ja ein „cooles Action-Game“ ist.

Brauchen wir solche Spiele?

Irgendwann hört ein Spiel auf ein Spiel zu sein. Das hört sich jetzt vielleicht komisch an aber in dieser Hinsicht sehe ich Modern Warfare 2 nicht mehr als Spiel an sondern als „Fehltritt„, „Verharmlosung“ und als gefährliche Darstellung eines ernsten und aktuellen Krieges, welche nicht in ein Spiel gehört!

Die Entwickler von Spielen sind noch nicht so weit oder es fehlt ihnen an Reife oder „Umsetzungsgeschick“. Die Technik ist da und diese muss mit Vorsicht bzw. Umsicht genutzt werden. Wir steuern schon längst keine Strichmännchen mehr durch die Gegend – alles ist realistischer geworden. Die Soundeffekte, die Grafik, die Animationen, die Gewalt – nur nicht die Emotionen, die Gefühle und das Gespühr für den guten Geschmack.

Ja, ich „schieße“ einfach drauf los, habe Modern Warfare 2 noch nicht einmal spielen können. Ja, es besteht die Möglichkeit, diesen Abschnitt „wegzuklicken“ – man muß ihn nicht spielen aber dennoch ist es spätestens jetzt an der Zeit, öffentlich darüber zu debattieren, ob wir solche Spiele bzw. solche Spielabschnitte brauchen und oder wollen. Ich sage ganz klar „Nein!“. Man könnte dieses Thema noch weiter ausrollen, noch mehr Details mit einbeziehen und Meinungen der Beteiligten einholen, dies würde jedoch zumindest das „Frei Schnauze“ sprengen.

Dieses Thema wühlte mich auf und hoffentlich ist mein „Frei Schnauze“ nachvollziehbar bzw. regt zum Nachdenken an. Es ist lediglich meine persönliche Meinung und spiegelt nicht die Meinung von Inside-360 und dem Team wieder. Vielleicht entpuppt sich die aktuelle Diskussion auch als „heißes Lüftchen“ und es ist nicht alles so heiß, wie es gekocht wird…  Im Kommentarbereich können wir weiter diskutieren.

3. November 2009 | Autor: Maynard