Thief

Genre: Stealth-Action-Adventure Publisher: Square Enix
Termin: 28. Februar 2014 Entwickler: Eidos Montreal

1998 wurde mit dem in Deutschland getauften Dark Projekt: Der Meisterdieb das Stealth-Genre mitbegründet. Nun wagt sich Eidos Montreal an eine Neuinterpretation und rebootet die dreiteilige Serie. Dieses Mal aber auch hier unter seinem richtigen Namen: Thief. Ist der Neustart geglückt und wie sehr hat sich Meisterdieb Garret geändert?

Nimm, was du kriegen kannst

In Thief verkörpern wir abermals den Meisterdieb Garret, der in einer düsteren Steampunk-Stadt auf Beutezug geht. Leider läuft in unserem ersten Auftrag etwas total schief, woraufhin wir erst nach über einem Jahr wieder in der Stadt auftauchen. Ohne Erinnerungen an das, was seit dem Zwischenfall passiert ist. In acht langen Kapiteln versuchen wir also herauszufinden, was mit uns geschehen ist, wieso die Menschen unter einer totalitären Regierung und einer Krankheit namens „Schweremut“ leiden müssen.

Neben den Kapitel-Missionen warteten in der Stadt, die als HUB zwischen den Missionen dient, unzählige zu stehlende Gegenstände, zahlreiche Nebenmissionen und Kundenaufträge auf mich. Während die Nebenmissionen recht unspektakuläre „Besorge mir Gegenstand X aus Ort Y“-Aufträge sind, lockern die wesentlich kreativeren und herausfordernden Kundenaufträge das Spiel auf. Mal sollte ich eine Jahrmarktattraktion aus einem Kerker befreien oder mich durch ein Hauslabyrinth rätseln.

Angenehm aufgefallen ist mir in Thief, neben der tollen Imersion dank Garrets Hände und Schattenwurf des ganzen Körpers, dass es nicht gerade einfach war gewisse Tresore zu öffnen oder Rätsel zu lösen. Dafür musste ich nach Notizen und Dokumenten Ausschau halten und diese auch wirklich lesen, um an Kombinationen oder Hinweise zu kommen. Das entschädigt, dass Thief in der Regel recht simplifiziert wurde im Vergleich zu den Klassikern. So kann man Seilpfeile nicht mehr an alle Holzoberflächen schießen und die Moospfeile fehlen gänzlich.

Warte … Warte … Warte … Neuladen

Das heisst aber nicht, dass Thief dadurch einfacher geworden sei. Immer noch musste ich die Augen nach alternativen Wegen und patrouillierenden Wachen offen halten, wenn ich ungesehen ans Ziel gelangen wollte. Sehr hilfreich dabei empfand ich die Fokussicht, die Beute und benutzbare Dinge in der Spielwelt oder Stellen, an die ich Seilpfeile schießen konnte, hervorhebt.

Generell empfehle ich Thief zu spielen, ohne jemanden zu töten oder auszuknocken und immer unbemerkt zu bleiben. Erst dann wird Thief spannend und zeigt sein wahres Potenzial. Auch wenn es bedeutet, dass ich lange warten und Patrullienwege auskundschaften musste. Und wenn ich nicht vorsichtig genug war, half nur die Flucht oder das Laden des letzten Speicherpunktes. Zum Glück kann man frei Speichern, auch wenn nur ein Speicherslot dafür zur Verfügung steht.

Natürlich kann man auch wie ein Predator nach und nach Wachen ausschalten und verstecken, aber das stünde meiner Meinung nach im Gegensatz zu dem, was Garret über sich in der ersten Mission aussagt. Ausserdem ist die Überlebenschance im offenem Kampf recht gering – besonders in den höheren Schwierigkeitsgraden. Auf „Meister“ sind die Wachen noch aufmerksamer und verzeihen kaum Fehler.

Hä? Was hat der gerade gesagt?

Leider ist nicht alles Gold, was glänzt – denn auch in Thief gibt es die eine oder andere Schwäche. Die Unreal Engine macht einen sehr guten Job und die dystopische Steampunk-Stadt wird mit seiner tollen Lichtstimmung atmosphärisch in Szene gesetzt. Aber dafür kommt es (auch auf der Xbox One) zu spät nachladenden Texturen – meist nach einem Ladebildschirm. Und davon gibt es so einige. Die Stadt ist in mehrere Teile fragmentiert und wenn man in ein Haus einbricht, kommt die immer gleiche Fensterknack-Animation als getarnte Ladepause. Auch wenn man das Haus wieder verlässt! So kam leider nie das Gefühl einer frei erkundbaren Stadt in mir auf. Schade.

Bugs sind während meiner über 20 Stunden langen Spieldauer (ich suche aber auch jeden Millimeter ab) kaum aufgetreten. Wenn, dann sind mir überwiegend „eingefrorene“ Wachen aufgefallen, die nach einem erneuten Laden wieder ihren Dienst taten.

Die grösste technische Macke hat aber leider ausgerechnet die Sound-Abmischung! Der Sound ist an sich sehr gut und die Lärmquellen gut im Raum ortbar, aber mir kamen die hinteren Speaker stets zu laut vor, während die Front-Speaker zu leise waren. So passierte es allzu oft, dass ich Garrets Monologe nicht verstehen konnte und auf Untertitel zurückgreifen musste. Diese sollten ohnehin eingeschaltet sein, weil in den Cutscenes manchmal abrupt die Sprache von normal auf unhörbar leise wechselte. Ich hoffe, dass ein Patch hier in Zukunft Abhilfe schaffen wird.

Zusammenfassung

  • Schicke Grafik
  • Tolles Körpergefühl
  • Dichte Atmosphäre
  • Düsteres Steampunk-Szenario
  • Ohne Tötungen oder K.O.-Schläge durchspielbar
  • Jede Menge Diebesgut
  • Viele Wege führen ans Ziel
  • Hoher Wiederspielwert
  • Umfangreich anpassbarer Schwierigkeitsgrad …
  • Freies Speichern …
  • Teils miserable Sound-Abmischung
  • Stadt ist sehr fragmentiert
  • Dialoge nicht immer Lippensynchron
  • Gadgets teilweise unnötig / unbrachbar
  • Story hätte packender sein können
  • … der sich später nicht mehr ändern lässt
  • … aber nur in einem Slot

AssKikas Fazit

Ich liebe Schleichspiele à la Dishonored oder Splinter Cell und liebe die Herausforderung umso mehr, niemanden umzubringen und unbemerkt durch das Spiel zu kommen. Hier blüht Thief auf und entfaltet seinen wahren Spielspaß. Alte Thief-Fans sollten bei dieser Neuinterpretation nicht allzu große Erwartungen haben – dafür wurden zu viele Dinge im Vergleich zu den Klassikern beschnitten. Trotzdem ist es einen ausführlichen Blick wert.

Wenn euch allerdings Lauern und Warten zu langweilig ist, kann ich euch Thief nicht empfehlen, da man ohne nicht weit kommen wird.

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10. März 2014 | Autor: AssKikaX