Das Testament des Sherlock Holmes

Genre: Adventure Publisher: Focus Home Interactive
Termin: 20. September 2012 Entwickler: Frogwares

Betrachtet man die heutige Spielewelt kommt sehr schnell der Eindruck auf, es gäbe nur noch Spiele die Non-Stop-Action und Gewalt im Überfluss beinhalten. Doch heute möchte ich gerne mal einen Vertreter der ruhigen Art vorstellen: Das Testament des Sherlock Holmes.

Elementar, mein lieber Watson.

Das Testament des Sherlock Holmes ist der zweite Teil auf der Xbox und das sechste Sherlock Spiel des Entwicklers Frogwares. Schon das 2009 erschienen Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper habe ich 2011 sehr gerne gespielt. Es bot sehr viele nette Rätsel und eine ganz gute Story.
Als dann letztes Jahr der Nachfolger erschien war mir klar, dass ich auch dieses spielen werde. Sherlock Holmes ist ja generell momentan ultra in, mit zwei Serien und großen Hollywood Blockbustern.

Grafik ist nicht alles, Sherlock.

Frogwares setzt in ihrem neuesten Werk auf ein neues Grafikgerüst, und es gelingt ihnen sehr ein glaubhaftes London zu schaffen. Die Texturen mögen nicht die schärfsten sein, aber es gibt sehr viele Details und gut gestaltete Abschnitte. Besonders gefallen hat mir der Abschnitt, der auf einem verfallenen stillgelegten Jahrmarkt spielt.
Die Animationen der Figuren sind steif, vieles wirkt altbackend. Aber… aber die Lippensynchronität. Die ist wirklich gut. Nicht viele Spiele schaffen es eine deutsche Vertonung abzuliefern, die gut klingt und auch noch auf die Lippen der Figuren passt.
Sowieso sind die Sprecher gut und die Sherlock Holmes typischen Charaktere toll umgesetzt. Lediglich manchmal wiederkehrende Modelle stören etwas den Gesamteindruck.
Doch wenn man durch die stark bevölkerten Straßen Londons streift fühlt man sich vollkommen in der Zeit zurückversetzt.

No shit, Sherlock!?

Die Handlung rund um eine Verschwörung die London bedroht (ich hatte nie das Gefühl von wirklicher Bedrohung) ist ganz gut gemacht, kommt für mich aber viel zu langsam in Fahrt. Später werden noch ein Paar Wendungen geboten, die aber recht vorhersehbar sind. Action kommt zu keiner Zeit großartig vor, auch kein Zeitdruck oder ähnliches. In einer –mir sehr lieben– behäbigen Point and Click Geschwindigkeit wird man meistens in Schauplätzen „eingesperrt“ und muss sich dort bis zum Ende des Abschnittes durchrätseln.
Die Varianz der Rätsel und Minispiele ist groß, nur die Befragungen der Zeugen und Verdächtigen ist nicht sehr ergiebig. Es ist zwar möglich verschiedene Fragen zu stellen, letztendlich klickt man aber nur die Optionen durch und landet immer beim gleichen Ausgang des Gesprächs.
Besonders gut haben mir die –auch aus dem ersten Teil bekannten– Deduktionstafeln gefallen. Tafeln auf welchen nach und nach Aussagen und Beobachtungen notiert werden und die dann zu einem richtigen Ablauf der Geschehnisse eine Mordes gepuzzelt werden müssen.
Keines der Elemente des Spiels wird übermäßig viel eingesetzt, eine große Abwechslung ist auf jeden Fall gegeben.
Auch das Beschauen der Leichen hat mir sehr gut gefallen. Die toten Körper geizen nicht vor Details der mitunter sehr blutigen Vorgehensweise des Täters.
Die Atmosphäre fängt die Faszination von Sherlock Holmes und Doctor Watson sehr gut ein und ich konnte viele Anspielungen auf andere Fälle und Charaktere des Holmes Universums finden.

Zusammenfassung

  • Viele Rätsel
  • Abwechslungsreiche Rätsel
  • Sherlock Holmes Athmospähre
  • Gut gemachtes Untersuchen der Beweise
  • Deduktionstafeln
  • Steife Animationen
  • Handlung ist nicht so spektakulär und unvorhersehbar, wie sie sein will
  • Sinnlose Charakterwechsel
  • Hund

Kommen wir endlich zum Fazit, Watson

Im Großen und Ganzen ist Das Testament des Sherlock Holmes ein extrem lineares modernes Click and Point Adventure ohne Wiederspielwert.
Wem der neueste Tomb Raider Teil zu actionlastig geworden ist und wer sich auch gerne mal zurücklehnt und ohne Quicktime-Event eine Zwischensequenz ansieht und noch dazu nett gemachte und faire Rätsel mag, sollte sich Das Testament des Sherlock Holmes mal ansehen.
Wer sich auch noch über den Vorgänger informieren möchte, den kann ich unser Review zu Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper empfehlen.

18. März 2013 | Autor: McLustig